Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner ist tot

Berlin · Der Berliner Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner ist tot. Das bestätigte die Partei am Montag.

 Gerwald Claus-Brunner ist tot.

Gerwald Claus-Brunner ist tot.

Foto: dpa, ped axs fux

Die Berliner Polizei teilte mit, in einer Steglitzer Wohnung seien zwei Leichen gefunden worden. Bei dem zweiten Toten soll es sich ebenfalls um einen Mann handeln. Eine Mordkommission ermittelt. Zuvor hatten "B.Z." und "Bild" berichtet.

Die Piraten erklärten weiter, Brunner habe sich wohl selbst getötet, weil er krank war. Die Polizei habe der Partei mitgeteilt, dass wohl weder ein Unfall noch Fremdverschulden vorliege. "Genauere Umstände sind uns nicht bekannt; allerdings wussten wir von einer unheilbaren Erkrankung."

Die Berliner Piraten geben sich auf ihrer Homepage bestürzt und deuten an, dass es sich um einen Suizid handelt. Die Piraten schrieben jetzt: "Faxe, wie wir ihn alle nannten, war nie unumstritten, Faxe war nie einfach und er hatte es auch nie leicht. Jeder von uns kann eine Geschichte über ihn erzählen." Sie beendeten ihre Mitteilung: "Lebwohl, Faxe! Wir werden dich vermissen."

Auf Twitter gibt es bereits einen Nachruf der Piraten.

Brunner gehörte zur Berliner Piratenfraktion, die 2011 als erste in einen Landtag einzog. Er war von Anfang an eine sehr auffällige Erscheinung, weil er sehr groß war und grundsätzlich immer in Latzhose und mit einem Kopftuch auftrat. Um das Kopftuch gab es anfangs einigen politischen Aufruhr, weil Brunner auch Palästinensertücher im Parlament verwendete.

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hatte den Piraten-Politiker aufgefordert, das Kopftuch abzulegen. Es stehe für Nationalismus, bewaffneten Kampf und Anti-Zionismus. Claus-Brunner hatte die Kritik zurückgewiesen, sein Tuch sei ein Zeichen von Antisemitismus. Brunner trug in der Folge zu seinem Kopftuch einen Davidsstern.

Bereits nach der ersten Zeit im Abgeordnetenhaus - und nach einigen internen Querelen bei den Piraten - hatte Claus-Brunner geklagt, er sei moralisch und seelisch am Ende. Später sagte er: "Ich halte durch, weil ich sicher bin, dass ein großer Teil der Basis hinter mir steht."

Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns entschieden, in der Regel nicht über Selbsttötungen zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Der Grund für unsere Zurückhaltung ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Suizide. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

(felt/dpa)
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