Umfassene Reform Die Pflege wird teurer

Berlin (RPO). Die Regierung will im kommenden Jahr die Pflegeversicherung umfassend reformieren. Ein Gesetzentwurf soll in der ersten Jahreshälfte 2011 vorgelegt werden. Geplant ist, die Versorgung der Pflegebedürftigen zu verbessern, die Ausbildung der Pflegekräfte zu reformieren und die Finanzierung der Versicherung auf neue Füße zu stellen.

 Die Bundesregierung hat angekündigt, die Pflegeverischerung umfassend zu reformieren.

Die Bundesregierung hat angekündigt, die Pflegeverischerung umfassend zu reformieren.

Foto: AP, AP

Das System der beitragsfinanzierten Versicherung soll um eine kapitalgedeckte Säule ergänzt werden. Sie soll "verpflichtend, individualisiert und generationengerecht" ausgestaltet werden, heißt es im Koalitionsvertrag.

Wie teuer wird die Reform für die Versicherten?

Voraussichtlich ab Anfang 2012 werden die Versicherten monatlich einen festen Betrag für den Fall der Pflege ansparen müssen. Nach bisherigen Modellen der Union geht es um etwa acht Euro monatlich. Für die laufenden Kosten der Pflegeversicherung ist darüber hinaus spätestens im Jahr 2014, möglicherweise auch schon 2013, eine Erhöhung des Beitrags von derzeit 1,95 Prozent (Kinderlose 2,2) fällig. Dies geht aus einer Aufstellung der Regierung hervor, die unserer Zeitung vorliegt.

Wer wird von der kapitalgedeckten Säule in der Pflegeversicherung profitieren?

Das zusätzliche Geld wird vor allem für die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1950 und 1970 benötigt. Der Pflegeexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Willi Zylajew (CDU), rechnet vor: "Mit etwa 77 Jahren werden die Menschen im Durchschnitt zum Pflegefall. Das heißt: Bis 2027 muss ein Kapitalstock angespart sein." Ausgezahlt werden soll das Geld, ähnlich wie bei einer Unfallversicherung, voraussichtlich nur im Pflegefall.

Wann sollen die Pläne für eine Pflegereform konkret werden?

Vor den Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ist nicht mit konkreten Finanzierungsvorschlägen für die Pflegeversicherung zu rechnen. Die Botschaft, dass die Absicherung jener Lebenssituation teurer wird, die die meisten Menschen ohnehin verdrängen, ist das Gegenteil eines Wahlkampfschlagers. Im April dürften die ersten Modelle aber auf dem Tisch liegen. Bevor Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) neue Finanzierungsmodelle vorlegt, will er ohnehin auf Dialogkonferenzen mit der Fachwelt ausloten, wie die Pflegeversicherung inhaltlich reformiert werden muss.

Sollen bei der aktuellen Reform auch die Leistungen der Pflegeversicherung ausgeweitet werden?

Sicher ist, dass die Pflegeversicherung eine Teilkasko-Versicherung bleibt. Die Menschen, die im Alter zum Pflegefall werden, müssen also weiterhin auch ihre Rente und teilweise ihr Vermögen für ihre Versorgung einsetzen. Es ist aber daran gedacht, die Pflege künftig nach dem Grad der allgemeinen Hilfebedürftigkeit des alten Menschen zu bemessen. Davon könnten vor allem die Demenz-Kranken profitieren. Denn bislang sichert die Pflegeversicherung überwiegend körperliche Gebrechlichkeit ab.

Wie kann der Personalmangel beseitigt werden?

Die Koalition setzt auf eine bessere Bezahlung und eine Reform der Ausbildung der Pflegekräfte. "In den ersten beiden Jahren sollten Fachkräfte für Kinder-, Kranken- und Altenpflege gemeinsam ausgebildet werden", fordert Zylajew. Erst im dritten Ausbildungsjahr sollten sich die angehenden Pflegekräfte auf einen der drei Bereiche spezialisieren. In der langen gemeinsamen Ausbildung sieht Zylajew den Vorteil, dass ein Wechsel zwischen den Bereichen relativ leicht möglich sei.

(csh)
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