Diplomaten-Berichte Syrien-Sondergesandter Brahimi will aufgeben

New York · Nach Monaten ergebnisloser Bemühungen um eine Friedenslösung im Syrien-Konflikt hat Lakhdar Brahimi offenbar genug: Diplomaten zufolge will er sein Amt aufgeben. Die Gefechte gehen derweil weiter. Im September 2012 hatte sein Vorgänger Kofi Annan nach vergeblichen Vermittlungsbemühungen sein Amt niedergelegt.

 Der UN-Sondervermittler für Syrien Lakhdar Brahimi will offenbar sein Amt aufgeben.

Der UN-Sondervermittler für Syrien Lakhdar Brahimi will offenbar sein Amt aufgeben.

Foto: dapd, Torsten Silz

Der Syrien-Sondergesandte Lakhdar Brahimi will nach Angaben aus UN-Kreisen sein Amt niederlegen. Grund seien seine fruchtlosen Bemühungen um eine Lösung für das Bürgerkriegsland, sagten zwei Gewährsleute in New York. Allerdings gebe es noch Versuche, ihn umzustimmen. In Syrien selbst wurde am Donnerstag in der Protesthochburg Homs, der Wirtschaftsmetropole Aleppo und der Hauptstadt Damaskus wieder heftig gekämpft.

Der Sondergesandte Brahimi versucht im Auftrag der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga in Syrien zu vermitteln. Sein Rücktritt wäre ein weiterer Rückschlag für die Diplomatie, zumal auch sein Vorgänger Kofi Annan im September 2012 entnervt aufgegeben hatte. Aus UN-Kreisen hieß es, Brahimis Rolle als gemeinsamer Repräsentant zweier Organisationen mit unterschiedlichen Positionen zu Syrien habe es ihm nahezu unmöglich gemacht, einen politischen Übergang zu einzuleiten.

Während UN-Generalsekretär Ban Ki Moon etwa auf Dialog und einen internationalen Stopp von Waffenlieferungen an Regierung und Rebellen in Syrien dringe, unterstütze die Arabische Liga die syrische Opposition. Dies bereite Brahimi die größte Sorge. Zudem sei der Sondergesandte der anhaltenden Spaltung im UN-Sicherheitsrat im Umgang mit Syrien überdrüssig, die bislang jegliches Eingreifen verhindert habe, sagten die Gewährsleute weiter.

Gerüchte über einen Rücktritt Brahimis - früher einmal algerischer Außenminister - kursieren schon seit Wochen. Brahimi selbst hatte sie im April angeheizt. "An jedem Tag, an dem ich aufwache, überlege ich, ob ich zurücktreten sollte", erklärte Brahimi damals. "Aber bislang habe ich es noch nicht getan. Eines Tages werde ich vielleicht zurücktreten - und dann werden Sie es wissen".

Dieser Tag rücke nun möglicherweise näher, hieß es Diplomatenkreisen weiter. Mehrere Regierungen versuchten jedoch derzeit noch, Brahimi dazu zu bewegen, als Sondergesandter an Bord zu bleiben - zumindest noch für eine kurze Zeit.

Kämpfe gehen weiter

Syrische Regierungstruppen verstärkten derweil ihre Offensive auf die Rebellenhochburg Homs. Am Donnerstag hätten die Soldaten den Bezirk Wadi Saje im Zentrum der Stadt in ihre Kontrolle gebracht, teilte das in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungszentrum für Menschenrechte mit. Das Viertel ist für das Regime von strategischer Bedeutung. In Homs halten seit mehr als einem Jahr Aufständische einige Viertel der Innenstadt. Eine Rückeroberung durch Regierungstruppen wäre für sie ein schwerer Schlag.

Auch in Aleppo, der zweitgrößten Stadt Syriens, soll es nach Berichten von Aktivisten schwere Gefechte geben. Rebellen hätten das Hauptquartier einer Anti-Terror-Einheit des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad gestürmt und damit einen weiteren Geländegewinn erzielt, erklärte das örtliche Medienzentrum. Das Gebäude befindet sich in der Nähe einer zentralen Haftanstalt, in der viele Regierungsgegner, Aktivisten und deren Familienangehörige vermutet werden.

Seit einer Rebellenoffensive im vergangenen Sommer ist Aleppo heftig umkämpft. Manche Gegenden der Wirtschaftsmetropole sind in der Hand der Aufständischen, andere wiederum noch unter Kontrolle der Regierung.

Bei einem Luftangriff auf die nördliche Stadt Rakka seien mindestens acht Menschen ums Leben gekommen, meldete das Beobachterzentrum weiter. Kampfjets der Regierung hätten zudem im Damaszener Umland etliche Ziele beschossen. Angaben über Todesopfer oder Verletzte lagen zunächst nicht vor.

Laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur SANA wurden unterdessen bei einem Mörserangriff auf den nördlichen Damaszener Bezirk Abbasid drei Menschen verwundet. Bei der Detonation einer Autobombe in einem anderen Teil von Damaskus sei ein Mensch verletzt worden, hieß es.

(ap/csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort