Streit wegen scharfer Kritik der Sozialisten Hollande sagt Merkel Pragmatismus zu

Paris · Ein Positionspapier der französischen Sozialisten stört das Klima zwischen Paris und Berlin. Merkel wurde darin "egoistische Unnachgiebigkeit" nachgesagt. Nun rudern die Sozialisten zurück. Erstmals äußert sich auch Präsident Hollande. Rainer Brüderle wirft der französischen Linken Versagen vor.

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Angesichts von Debatten in seiner sozialistischen Partei über die Haltung zur schwarz-gelben Bundesregierung in Berlin hat Frankreichs Präsident François Hollande Deutschland Pragmatismus zugesagt. Berlin und Paris müssten "zusammenarbeiten, unabhängig von der Entwicklung, den handelnden Personen und den Empfindsamkeiten", sagte Hollande am Mittwoch nach einem Gespräch mit Italiens neuem Regierungschef Enrico Letta in Paris. Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei er sich in diesem Punkt einig.

In den vergangenen Tagen hatte es Wirbel um den Entwurf eines Positionspapiers der französischen Sozialisten gegeben, in dem unter anderem eine "egoistische Unnachgiebigkeit der Kanzlerin Merkel" kritisiert wurde. In der am Dienstagabend verabschiedeten Endfassung des Dokuments wurde die Kritik an Merkel jedoch gestrichen. Nun ist von einer "Unnachgiebigkeit der Rechten Deutschlands" die Rede. Kritik am britischen Premierminister David Cameron wurde ebenfalls gestrichen.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle wirft den französischen Sozialisten derweil politisches Versagen vor. Die sozialistische Regierung von Staatspräsident François Hollande "wirtschaftet das Land dermaßen herunter, dass Frankreich derzeit nicht mehr auf Augenhöhe mit Deutschland ist", sagte Brüderle laut Vorabmeldung der "Bild"-Zeitung (Donnerstagsausgabe). "Das macht mir Sorgen, denn Europa braucht eine starke deutsch-französische Partnerschaft, um seine Probleme in den Griff zu kriegen."

Das Verhältnis zwischen Paris und Berlin gilt ein Jahr nach dem Amtsantritt Hollandes als angespannt. "Jedenfalls ist zurzeit Frankreich kein Vorbild für uns, auch wenn die SPD das immer noch glaubt", sagte Brüderle.

(AFP/pst)
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