Prozess gegen russische Punkband Pussy-Riot-Mitglied kollabiert vor Gericht

Moskau · Im umstrittenem Prozess gegen Mitglieder der regierungskritischen russischen Punkband Pussy Riot ist eine der drei angeklagten Frauen am Mittwoch kollabiert. Maria Alechina habe wegen eines zu niedrigen Blutzuckerspiegels im Moskauer Gerichtssaal einen Schwächeanfall erlitten , sagte Verteidiger Nikolai Polosow.

"Pussy Riot" vor Gericht
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Als im Prozessverlauf drei Krankenwagen zum Gericht kamen, hieß es von Mitarbeitern zunächst, allen drei Frauen gehe es schlecht. Später sagte Polosow der Nachrichtenagentur Interfax, die Rettungskräfte seien wegen Alechina gekommen. "Sie haben ihr die notwendigen Spritzen gegeben", sagte der Verteidiger. Den niedrigen Blutzuckerspiegel führte Polosow darauf zurück, dass Alechina Vegetarierin sei und sich in der Haft nicht richtig ernähren könne.

Anwalt kritisiert Haftbedingungen

Der Anwalt der Musikerinnen bekräftigte außerdem seine Kritik an den Haftbedingungen der Musikerinnen. "Sie werden nach Mitternacht ins Gefängnis zurückgebracht, bekommen kein Abendessen und können dann nur wenige Stunden schlafen", sagte Polosow. Bereits zuvor hatte die Verteidigung kritisiert, die Frauen würden morgens um fünf Uhr geweckt und bekämen mitunter zwölf Stunden lang nichts zu essen.

Der Prozess gegen Alechina und die ebenfalls seit März inhaftierten Musikerinnen Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch hatte am Montag begonnen. Obwohl Alechina bereits am ersten Verhandlungstag nach einigen Stunden über Kopfschmerzen klagte, wurde die Verhandlung bis zum späten Abend fortgesetzt. Als die drei Frauen am Mittwoch in Handschellen in das Gerichtsgebäude geführt wurden, sagte Alechina jedoch, es gehe ihr gut.

Den Frauen wird "Rowdytum" vorgeworfen, wofür ihnen bis zu sieben Jahre Haft drohen. Die Band hatte im Februar in einer Moskauer Kathedrale aus Protest gegen den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Staatschef Wladimir Putin unter anderem den Satz "Maria, Mutter Gottes - verjage Putin!" gesungen. Auch international wird der Prozess scharf kritisiert und als politisch motiviert angesehen.

(AFP)
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