Pjönjang will Atomprogramm weiter ausbauen Nordkorea droht mit "totalem Krieg"

Seoul · Kurz vor Beginn neuer amerikanisch-südkoreanischer Militärübungen schlägt Nordkorea weiterhin kriegerische Töne an. Die gesamte Armee des Landes befinde sich bereits "auf einer Stufe des totalen Kriegs" und warte nur noch auf den Befehl, loszuschlagen. Auch die Atomwaffen des Landes stünden einsatzbereit.

Chronik des Streits um Nordkoreas Atomprogramm
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Foto: dpa, Jeon Heon-Kyun

Das stehe in einem Artikel der offiziellen nordkoreanischen Zeitung "Rodong Sinmun", meldet die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Sonntag.

Nordkorea hatte zuletzt fast täglich vor einem Krieg gewarnt. Zugleich hatte das kommunistische Land die Annullierung des Waffenstillstandsvertrags von 1953 zur Beendigung des Korea-Kriegs angekündigt, den USA mit einem atomaren Erstschlag gedroht und erneut einen Nichtangriffspakt mit Südkorea für ungültig erklärt. Pjöngjang reagiert damit auf die laufenden Militärmanöver der Streitkräfte der USA und Südkoreas sowie auf den wachsenden internationalen Druck wegens seines Atomwaffenprogramms.

Nach den neuen UN-Sanktionen gegen Nordkorea hat Pjöngjang auch einen Ausbau seines Atom- und Raketenprogramms angekündigt. Das nordkoreanische Außenministerium erklärte, die von Pjöngjang "vollkommen abgelehnten" Sanktionen würden Nordkoreas Stellung als "Atomwaffenstaat" nur festigen. Wie Südkorea plant auch der Norden diese Woche Militärmanöver, die EU-Außenminister wollen am Montag über eine Verschärfung von Sanktionen beraten.

Sanktionen scheinen wirkungslos

Statt durch die in den vergangenen Jahren verhängten UN-Strafmaßnahmen geschwächt zu werden, seien Nordkoreas Kapazitäten zur atomaren Abschreckung "qualitativ und quantitativ" verstärkt worden, erklärte das Außenministerium in Pjöngjang laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA. Die jüngsten Sanktionen würden die Abschreckungskapazität Nordkoreas "um das tausendfache" steigern.

Chinas Außenminister Yang Jiechi forderte am Samstag in Peking, die Krise auf der koreanischen Halbinsel durch Dialog und Verhandlungen beizulegen. Alle Beteiligten sollten Zurückhaltung üben und nichts unternehmen, was die Lage weiter verschlechtern könnte. Zu Nordkoreas drittem Atomtest vom 12. Februar sagte Yang, dessen Land der wichtigste Verbündete Pjöngjangs ist: "Das ist etwas, was wir nicht zu sehen wünschen".

Der UN-Sicherheitsrat hatte die Verschärfung der Strafmaßnahmen am Donnerstag einstimmig verabschiedet. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach sich anschließend dafür aus, beim Außenministerrat in Brüssel am Montag über eine Verschärfung der EU-Sanktionen gegen Pjöngjang zu diskutieren. Die EU-Staaten haben bereits mehrmals Sanktionen gegen Nordkorea verhängt, darunter Einreiseverbote und Vermögenssperren gegen bestimmte Personen sowie Wirtschaftssanktionen.

Anlass für die neuen UN-Sanktionen war Nordkoreas dritter Atomwaffentest. Als Reaktion auf die Strafmaßnahmen kündigte Nordkorea am Freitag den Nichtangriffspakt mit Südkorea auf. Zuvor hatte Pjöngjang bereits das Waffenstillstandsabkommen mit dem Süden von 1953 für nichtig erklärt und den USA mit einem atomaren Erstschlag gedroht. Der Kommandeur der US-Truppen in Südkorea, James D. Thurman, sprach im Nachrichtenmagazin "Focus" von einer "Provokation".

Experten sind sich uneins in der Frage, ob Pjöngjang bereits in der Lage ist, einen Sprengkopf auf eine Rakete zu montieren. Weitgehende Einigkeit besteht dagegen in der Einschätzung, dass Nordkorea noch Jahre davon entfernt ist, eine Interkontinentalrakete zu entwickeln.

Mit Sorge blicken Beobachter derzeit auf die geplanten Militärmanöver auf beiden Seiten der Grenze. Südkorea wird ab Montag mit tausenden Soldaten sein jährliches Großmanöver mit den USA starten. Dieses basiert zum Großteil auf Computersimulationen und probt den Kriegsfall zwischen Nord- und Südkorea.

Nordkorea will in der kommenden Woche eine landesweite groß angelegte Militärübung vornehmen, an der das Heer, die Marine und die Luftwaffe beteiligt sind. Experten zufolge bergen die parallel stattfindenden Manöver die Gefahr militärischer Auseinandersetzungen an der innerkoreanischen Grenze.

(dpa/AFP/pst/csi)
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