Drohungen werden schärfer Nordkorea will Atomprogramm ausbauen

Seoul · Nordkorea setzt auf Eskalation. Erst droht Pjöngjang mit einem Atomanschlag, dann kündigt es den Nichtangriffspakt mit Südkorea, jetzt will es sein Atomprogramm ausbauen. Selbst China wirkt ratlos.

Chronik des Streits um Nordkoreas Atomprogramm
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Foto: dpa, Jeon Heon-Kyun

Die Drohungen aus Nordkorea werden immer schärfer. Das Regime in Pjöngjang kündigte am Samstag den weiteren Ausbau seines umstrittenen Atomprogramms an. Damit reagierte die Führung des kommunistischen Landes auf die Verschärfung der Sanktionen, die der UN-Sicherheitsrat am Donnerstag als Antwort auf den jüngsten Atomtest Nordkoreas beschlossen hatte. China, das im Weltsicherheitsrat die neuen Sanktionen mitgetragen hatte, rief die Führung in Pjöngjang zu neuen Verhandlungen auf.

Nordkorea ließ sich allerdings von den Mahnungen seines traditionellen Freundes nicht beeindrucken: Der neue Sanktionsbeschluss sei ein "Produkt der feindseligen Politik der USA" und werde vollständig zurückgewiesen, hieß es am Samstag in einer Erklärung des Außenministeriums in Pjöngjang. Die Welt werde deutlich sehen, wie die Volksrepublik ihre "permanente Stellung als Atomwaffenstaat und Satellitenstarter festigen wird", wurde ein nicht namentlich genannter Sprecher von den Staatsmedien zitiert.

Konkreter wurde das Ministerium nicht. Nordkorea hatte aber bereits im Januar neben der Drohung mit dem Ausbau seines Atomwaffenarsenals weitere Satellitenstarts und neue Tests von Langstreckenraketen angekündigt, die gegen die USA gerichtet sein sollten. Zuvor hatte der Weltsicherheitsrat die Sanktionen gegen Nordkorea wegen eines umstrittenen Raketenstarts des Landes im Dezember ausgeweitet.

Am Donnerstag verschärfte der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen weiter; sie sehen nun unter anderem Reiseverbote und Kontensperrungen vor. Pjöngjang hatte den USA kurz zuvor mit einem atomaren Erstschlag gedroht. Am Freitag setzte Nordkorea seine Drohungen mit der einseitigen Annullierung eines Nichtangriffspakts mit Südkorea fort.
Zuvor hatte Nordkorea bereits gedroht, den Waffenstillstandsvertrag von 1953 zur Beendigung des Korea-Kriegs aufzukündigen.

China forderte Nordkorea mit deutlichen Worten auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Sanktionen sind nicht das Ende der Aktionen des Weltsicherheitsrates", sagte Außenminister Yang Jiechi am Rande der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking. Dialog sei der "einzig richtige Weg". Der UN-Sicherheitsrat habe in seiner Resolution auch zu einer Wiederaufnahme der seit 2009 eingefrorenen Sechs-Parteien-Gespräche mit Nordkorea, den USA, Südkorea, Japan und Russland unter Chinas Vermittlung aufgerufen. Alle Parteien sollten "Ruhe und Zurückhaltung" zeigen und nichts unternehmen, was die Lage weiter eskalieren lassen könnte, mahnte Chinas Außenminister.

Südkorea befürchtet, dass sich Nordkoreas Militär zu Provokationen hinreißen lassen könnte. Beide Länder führen derzeit weitreichende Truppenübungen durch. Nordkoreas Außenministerium bekräftigte die Drohung mit "stärkeren Gegenmaßnahmen in Folge und einem großen Krieg für die nationale Wiedervereinigung".

Der Kommandeur der US- und UN-Truppen in Südkorea, James D.
Thurman, bezeichnete die Kündigung des Waffenstillstandsabkommens mit dem Süden als Provokation. "Als Kommandeur werde ich mit allen Mitteln auf die weitere Einhaltung des Abkommens dringen", sagte er dem "Focus". "Wir sind jederzeit bereit, der Republik Südkorea beizustehen."

Der deutsche China-Experte Sebastian Heilmann warnte davor, die Drohungen Nordkoreas zu unterschätzen. "Das Land ist eingebunkert und hoch gerüstet, und die Bevölkerung ist nach klassischen Kriterien einer Gehirnwäsche unterzogen worden", sagte der Politologe der Universität Trier der Deutschen Presse-Agentur. "Wir müssen also wirklich damit rechnen, dass militärische Abenteuer unternommen werden und dass vor allem Südkorea darunter ganz furchtbar wird leiden müssen, wenn dieses Regime nicht einfach sang- und klanglos in die Knie geht, sondern sich dann im Todeskampf noch mal aufrappelt und um sich herum alles verwüstet."

(dpa/sap/csr)
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