Jemen-Konflikt Saudi-Arabien mobilisiert Nationalgarde für Einsatz

Sanaa · Nach vierwöchigen Luftangriffen mobilisiert Saudi-Arabien weitere Truppen für einen möglichen Einsatz gegen die Huthi-Rebellen im Jemen. Die hauptsächlich aus Bodentruppen bestehende Nationalgarde stehe bereit, um "an der Seite der anderen Truppenteile" zu kämpfen. Nach UN-Angaben wurden bei den Kämpfen im Jemen seit Mitte März fast tausend Menschen getötet.

Jemen - Ein Land am Rande des Bürgerkriegs
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Foto: dpa, ya jak

Die von den anderen Streitkräften unabhängige Nationalgarde setzt sich aus 75.000 Soldaten und 25.000 Stammeskämpfern zusammen. König Salman ordnete am Dienstag an, die Truppe für einen möglichen Einsatz im Jemen in Gefechtsbereitschaft zu versetzen. Die hauptsächlich aus Bodentruppen bestehende Nationalgarde stehe bereit, um "an der Seite der anderen Truppenteile" zu kämpfen, sagte der zuständige Minister Mitab ben Abdallah am Dienstag der amtlichen Nachrichtenagentur SPA. Welche Rolle die Garde bei dem von Riad angeführten Militäreinsatz im Jemen spielen könnte, blieb zunächst unklar.

Die USA erhöhten derweil die Präsenz ihrer Kriegsmarine im Arabischen Meer. Der Flugzeugträger "USS Theodore Roosevelt" und die "USS Normandy" seien in die Region entsandt worden, um zu gewährleisten, "dass wichtige Schiffsrouten offen und sicher bleiben", erklärte die Marine am Montag (Ortszeit). Damit befinden sich nun neun US-Kriegsschiffe in dem Meer.

Präsident Hadi im Exil

Pentagon-Sprecher Steven Warren wies Berichte zurück, wonach die Marine den Auftrag habe, iranische Schiffe in der Region abzufangen, weil auf ihnen Waffen für die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen vermutet werden. Saudi-Arabien wirft dem Iran vor, die Huthi-Rebellen mit Ausbildern und Waffen zu unterstützen. Teheran bestreitet dies.

Huthi-Rebellen und mit ihnen verbündete Armeeeinheiten liefern sich im Jemen seit Wochen heftige Kämpfe mit den Truppen und Milizen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi, der im Februar aus der Hauptstadt Sanaa in die südliche Hafenstadt Aden geflohen war. Als die Rebellen Mitte März auf Aden vorrückten, setzte sich Hadi nach Saudi-Arabien ab und bat das Königreich um militärische Hilfe. Die von Riad angeführte Militärkoalition fliegt seit dem 26. März Angriffe im Jemen.

WHO: Insgesamt 944 Opfer seit Kriegsbeginn

Am Dienstag attackierten die Kampfjets Ziele in Dhale sowie in der Provinz Tschabwa im Süden des Landes. Durch die Luftangriffe sowie bei Gefechten zwischen Rebellen und Hadi-treuen Einheiten wurden insgesamt mehr als 50 Kämpfer getötet. Bei einem Bombardement der Militärkoalition in der Stadt Ibb wurden mehrere Zivilisten getötet und verletzt, wie Einwohner berichteten. Am Montag hatte die Militärkoalition ein Raketendepot in der Hauptstadt Sanaa angegriffen. Nach jüngsten Angaben wurden dabei 38 Zivilisten getötet und 532 Menschen verletzt.

Nach Angaben der WHO fielen den Kämpfen im Jemen zwischen dem 19. März und dem 17. April 944 Kämpfer und Zivilisten zum Opfer. Fast 3500 Menschen seien verletzt worden. Vermutlich gebe es aber weitaus mehr Opfer, erklärte die WHO. Die Organisation warnte zudem vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems im Jemen. Die Krankenhäuser könnten oftmals keine Notfallbehandlungen mehr anbieten. Aufgrund von Stromausfällen und Treibstoffmangel werde außerdem die Kühlkette für Impfstoffe unterbrochen.

Auch die Lage für die im Jemen festsitzenden Ausländer spitzt sich weiter zu. Die Evakuierungen würden "bis auf Weiteres" gestoppt, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag mit. Die grassierende Gewalt lasse weitere Rettungsflüge derzeit nicht zu. Die IOM brachte nach eigenen Angaben bislang mehr als 400 Ausländer außer Landes. 16.000 weitere warten demnach auf eine Rettung durch die Hilfsorganisation.

(AFP)
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