Wahlen in der Ukraine Janukowitsch fordert Rücktritt der Präsidentin

Kiew (RPO). Nach der Stichwahl um das Präsidentenamt in der Ukraine hat der pro-russische Kandidat Viktor Janukowitsch die amtierende Ministerpräsidentin Julia Timoschenko zum Rücktritt aufgefordert.

Nackter Protest gegen Janukowitsch
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In der Geschichte der Ukraine werde "eine neue Seite aufgeschlagen", sagte Janukowitsch, der laut Nachwahlbefragungen die Stichwahl offenbar für sich entscheiden konnte, am Sonntagabend in Kiew. Janukowitsch und Timoschenko hatten sich einen Wahlkampf mit heftigen persönlichen Angriffen geliefert.

Die Stichwahl hat ersten Nachwahlbefragungen zufolge Janukowitsch für sich entschieden. Janukowitsch lag am Sonntag in drei verschiedenen Umfragen, für die Wähler beim Verlassen der Wahllokale befragt wurden, um drei bis fünf Prozentpunkte vor Ministerpräsidentin Timoschenko. Timoschenkos Lager erhob Vorwürfe des Wahlbetrugs.

Nach Befragungen des Instituts GfK Ukraine erhielt Janukowitsch 49,8 Prozent der Stimmen, Timoschenko kam auf 45,2 Prozent. Der gleichen Umfrage zufolge gaben fünf Prozent auf den Stimmzetteln an, für keinen der beiden Kandidaten stimmen zu wollen - eine Option, die das Wahlgesetz vorsieht. Nach den Ergebnissen zweier weiterer Umfragen von unabhängigen Instituten erreichte Janukowitsch 48,7 Prozent der Stimmen, Timoschenko kam auf 45,5 Prozent.

Ein Berater Timoschenkos sagte in Kiew, es sei noch "zu früh", um einen Wahlsieger zu benennen. "Leider konnten wir massiven Wahlbetrug nicht verhindern", sagte Olexandre Tourtschinow. Die Wahl sei "eine der schmutzigsten" in der Ukraine gewesen.

Ex-Ministerpräsident Janukowitsch hatte den ersten Wahlgang vor drei Wochen mit 35 Prozent der Stimmen für sich entschieden. Timoschenko erhielt zehn Prozent weniger. Beobachter hatten mit einem knappen Ausgang der Stichwahl gerechnet. Erste Teilergebnisse sollte es in der Nacht geben.

Janukowitsch sagte bei der Stimmabgabe in einem Wahllokal in der Hauptstadt Kiew, er habe für "gute Veränderungen, Stabilität und eine starke Ukraine" votiert. Seine Rivalin Timoschenko gab ihre Stimme in ihrer Heimatstadt Dnjepropetrowsk ab. "Ich habe für eine neue Ukraine gestimmt, eine wundervolle, europäische Ukraine, in der das Volk glücklich leben kann", sagte die Kandidatin. Der scheidende Amtsinhaber Viktor Juschtschenko sagte in seinem Wahllokal, die Ukraine werde sich für das Ergebnis "schämen" müssen, wer auch immer gewinne.

Vereinzelt kam es zu Zwischenfällen. In Kiew beschlagnahmte die Polizei rund 40 Stifte in den Wahlkabinen, die löschbare Tinte enthielten, um Betrug vorzubeugen. In Loutsk im Westen des Landes aß ein Wähler aus Protest vor den Augen der Beisitzer seinen Stimmzettel auf.

Vor der Wahl warfen sich beide Lager vor, das jeweils andere um den Sieg betrügen zu wollen. Janukowitsch meldete für Montag eine Demonstration mit 50.000 Menschen vor dem Sitz der Zentralen Wahlkommission in Kiew an. Experten gehen davon aus, dass das unterlegene Lager das Ergebnis vor Gericht anfechten oder für Protestkundgebungen wie vor fünf Jahren sorgen wird.

(AFP/top)
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