Angespannte Lage in Honduras Gestürzter Präsident Zelaya kehrt heimlich zurück

Tegucigalpa (RPO). Der vor drei Monaten gestürzte Präsident von Honduras, Manuel Zelaya, ist in einer Nacht- und Nebelaktion heimlich und unbemerkt von den derzeitigen Machthabern in seine Heimat zurückgekehrt. Die Übergangsregierung reagierte am Montag mit einer landesweiten Ausgangssperre. Die USA warnen vor Gewalt.

Militär verhaftet Honduras' Präsidenten Zelaya
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Im Anschluss an seine Rückkehr nach Honduras rief Zelaya seine politischen Gegner in der Interimsregierung zu Verhandlungen auf. Er bemühe sich, einen Dialog herzustellen, sagte Zelaya am Montag in der brasilianischen Botschaft in Tegucigalpa. Die Interimsregierung unter Roberto Michelette forderte Brasilien auf, Zelaya den Behörden zu übergeben, um ihn vor Gericht zu stellen.

Rund um die Botschaft versammelten sich trotz eines Ausgehverbots mehrere tausend Anhänger Zelayas. "Wir sind hier, um ihn zu unterstützen und zu beschützen", sagte der 43-jährige Juwelier Carlos Salgado aus Zelayas Heimatregion Olancho. "Wir werden solange bleiben wie möglich." Als der Strom in dem Häuserblock abgeschaltet wurde, beleuchteten sie die Szene mit dem Licht ihrer Handys.

Die Behörden schlossen auch den internationalen Flughafen von Tegucigalpa und errichteten Straßensperren. Verteidigungsminister Lionel Sevilla erklärte, alle Flüge seien bis auf weiteres ausgesetzt. Die Behörden wollen verhindern, dass Anhänger Zelayas aus anderen Regionen in die Hauptstadt kommen. Der gestürzte Präsident rief die Bevölkerung zu friedlichen Demonstrationen und die Streitkräfte zu Zurückhaltung auf. "Dies ist der Augenblick der Versöhnung", sagte Zelaya. Die Lehrergewerkschaft kündigte einen unbefristeten Streik an, um die Forderung Zelayas nach seiner Wiedereinsetzung zu unterstützen.

Die Interimsregierung wurde von der Rückkehr Zelayas offenbar völlig überrascht. Zelaya sagte, er sei 15 Stunden lang mit mehreren Autos nach Tegucigalpa gefahren.

Den Zeitpunkt für seine Rückkehr wählte er offenbar mit Blick auf die UN-Vollversammlung in New York. Dort rief US-Außenministerin Hillary Clinton die Konfliktparteien in Honduras zu einer friedlichen Lösung auf. "Es ist unbedingt erforderlich, dass ein Dialog beginnt, dass es einen Kommunikationskanal gibt zwischen Präsident Zelaya und dem De-Facto-Regime in Honduras", sagte Clinton auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem costaricanischen Präsidenten Oscar Arias. Dieser hat wochenlang zwischen beiden Seiten in Honduras vermittelt. Arias sagte, es sei jetzt die beste Zeit, dass Zelaya zurückgekehrt sei.

Der linksgerichtete Präsident wurde am 28. Juni von Soldaten überwältigt und nach Costa Rica gebracht. Im Ausland sicherte er sich die Unterstützung der USA und der meisten lateinamerikanischen Staaten. Auch die UN-Vollversammlung sprach sich für die Wiedereinsetzung Zelayas in sein Amt aus. Die USA und die EU kürzten ihre Finanzhilfe für Honduras, um die Interimsregierung unter Druck zu setzen.

(AFP/pst)
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