30. Jubiläumssendung von "Wetten, dass..?" Gottschalk läutet das Ende einer Ära ein

Halle/Saale (RPO). Es muss seine schwerste Moderation gewesen sein nach dem tragischen Unfall von Samuel Koch in der vergangenen Sendung. Als Thomas Gottschalk am Samstagabend die "Wetten, dass..?"-Bühne betrat, hatte er zwar ein Lächeln auf den Lippen. Doch kurz darauf verkündete er, dass er die Sendung nach dem Sommer nicht mehr moderieren wolle.

Gottschalk verlässt "Wetten dass.."
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Wochenlang war spekuliert worden, wie es mit der Sendung weitergeht. Einstellen oder nicht, das war die Frage. Das ZDF entschied — trotz des schweren Unfalls — weiterzumachen. Doch Thomas Gottschalk will nicht mehr.

Mit frenetischem Applaus war er von seinem Publikum in Halle an der Saale begrüßt worden. Und auch der Showmaster schien gut gelaunt. Bereits beim Warm-up wirkte er recht entspannt, scherzte mit dem Publikum und kündigte an, dass heute "Wetten, dass..?"-Geschichte geschrieben werde. Doch Gottschalk ist Profi: 24 Jahre moderiert er die Sendung bereits, er folgte auf nach Frank Elstner. So gab er sich auch in der 30. Jubiläumssendung wie immer. Man merkte ihm kaum an, was bei der vergangenen Sendung in Düsseldorf geschehen war.

Samuel Koch war am 4. Dezember vergangenen Jahres in Düsseldorf bei dem Versuch, mit Sprungfedern unter den Füßen über ein fahrendes Auto zu springen, gestürzt und hatte sich schwere Verletzungen an der Wirbelsäule zugezogen.

"Ein Schatten auf der Sendung"

Gottschalk scheint der Unfall näher zu gehen, als er zeigen will. Gleich zu Beginn der Sendung nimmt er auf jener Couch Platz, auf der er die Topstars dieser Welt begrüßt. Sein Gesicht wirkt ernst, und auch die Worte sind es. Beim letzten Mal sei alles anders gewesen als sonst, sagt er. Seitdem liege für ihn "ein Schatten auf der Sendung, der es mir schwer machen würde, jemals wieder zu der guten Laune zurückzufinden, die Sie zu Recht von mir erwarten".

Gottschalk erzählte, dass er Samuel besucht habe und dieser sich für die vielen Glückwünsche bedanken wolle. Der Moderator sagte, Samuel wolle noch einmal ausdrücklich betonen, dass er kein Adrenalin-Junkie sei. Gleichzeitig betonte Gottschalk, dass die Sendung ein solches Ende nicht verdient habe. Er wolle nicht "in einem so traurigen Zusammenhang" im Gedächtnis seiner Zuschauer bleiben.

Auch während der Sendung ließ sich Gottschalk nicht anmerken, was in ihm vorgeht. Nach dem Motto "Die Show muss weitergehen" moderierte er galant wie immer. Charmant zu den prominenten Damen wie Schauspielerin Maria Furthwängler oder Topmodel Naomi Campbell. Witzig in seinen Sprüchen, sodass das Publikum eine Show geboten bekam, wie es das gewohnt ist.

Lediglich eine kleine Regung war von ihm zu vernehmen, als Schauspieler Jan Josef Liefers ein spontan erdachtes Gedicht für seine Frau Anna Loos vortrug, in dem er auch an Gottschalk appellierte, doch zu bleiben. Der Moderator zeigte ein ernstes Gesicht, seine Augen wirkten feucht. Auch Naomi Campbell oder die Wettkandidaten baten ihn, nicht zu gehen. Es wird sicher auch ihm nicht leicht fallen, die Sendung aufzugeben, die sein Leben so geprägt hat.

Topstars wie Take That und Roxette zu Gast

Dafür begrüßte er noch einmal jede Menge Topstars auf der Bühne. So etwa Roxette. Die schwedische Popband war in den 90er-Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, kehrt nun auf die Bühne zurück. Und sie brachten für alte und neue Fans etwas mit. Mit der gewohnten Kraft und Energie spielten sie ein Medley aus alten Hits wie "It must have been love", aber auch ihren neuen Song "She's got nothing on".

Eigenwillig dann auch der Auftritt von Udo Lindenberg, der mit dem Esemble seines Musicals "Hinterm Horizont" auftrat. Mit einem Becher Eierlikör in der Hand nahm er Gottschalk und Michelle Hunziger die Moderation aus der Hand, philosophierte minutenlang völlig aufgekratzt über die Zeit der Wende.

Doch der Höhepunkt für die jungen Zuschauer war der Auftritt von Take That. Bereits in der letzten Sendung sollte die Band auftreten, was aufgrund des Unfalls und dem Abbruch nicht möglich war. Doch nun waren sie da, endlich wieder vereint auf der Bühne, in schlichten Outfits — erwachsene Männer eben. Genau wie die drei weiblichen Fans, die im Jahr 1996 noch dicke Tränen geweint hatten, als die Band ihren letzten Auftritt in der Sendung hatte, und nun wiederkamen, um die Gruppe auf der Bühne zu treffen.

Gary Barlow, Robbie Williams und Howard Donald ließen es sich dann auch nicht nehmen, mit auf die Couch zu kommen. "Ich kann es nicht erwarten", sagte Robbie auf die Frage, ob er sich auf die kommende Tour freue. Howard gratulierte seiner sechsjährigen Tochter, die in Deutschland lebt.

Harmlose Wetten

Ein wenig anders als sonst war die Sendung dann aber doch. Die Wetten, die sowieso in den vergangenen Jahren in den Hintergrund gerückt waren, fielen im gesamten Konzept der Sendung kaum auf. Sicherlich auch ein Grund dafür, warum immer spektakulärere Wetten angenommen worden waren. Erst der Unfall von Samuel Koch hatte eine Diskussion über die Gefährlichkeit ausgelöst.

Und so gab es in der Jubiläums-Sendung in Halle eher gemächliche Wetten zu sehen. Ob Salami-Werfen per Golfschläger, Kronkorken mit den Ohren in Gläser zu schnipsen oder Kerzen mit Frisbees quasi ausschießen — die Geschehnisse von Düsseldorf wirkten in gewisser Weise doch noch nach. Und wahrscheinlich werden sie das auch noch länger. Denn ob die Sendung ohne Thomas Gottschalk Bestand haben wird, ist zu bezweifeln. Einen Nachfolger hat das ZDF übrigens noch nicht.

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