Atommülllager Weitere Asse-Beschäftigte an Krebs erkrankt

Wolfenbüttel (RPO). Offenbar sind mehr frühere Mitarbeiter des Atommülllagers Asse an Krebs erkrankt als bislang bekannt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig befragt derzeit drei Betroffene. "Wir hören in der kommenden Woche zwei ehemalige Beschäftigte an, die gesundheitlich betroffen sind", sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Joachim Geyer.

 Bis 2009 stand die Asse unter Bergrecht.

Bis 2009 stand die Asse unter Bergrecht.

Foto: ddp, ddp

Ein Mann sei bereits am Freitag vernommen worden. Die Befragungen würden im Rahmen eines Vorermittlungsverfahrens gegen den früheren Asse-Betreiber geführt. Der neue Asse-Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), kündigte ein Gesundheitsmonitoring für alle Beschäftigten an.

Ziel sei es, Informationen zu sammeln und auszuwerten, die zur Aufklärung eines möglichen Zusammenhangs zwischen der beruflichen Strahlenbelastung und Erkrankungsfällen dienen können, teilte das BfS mit. Derzeit würden Aufzeichnungen des betrieblichen Arbeits- und Strahlenschutzes der Asse gesichtet. Zudem sollen ehemalige Beschäftigte der Asse befragt werden. Da mögliche Erkrankungen wie Krebs und Leukämie auch erst Jahre später auftreten könnten, müsse das Monitoring langfristig angelegt werden.

Staatsanwalt Geyer sagte, bei dem am Freitag angehörten Betroffenen handele es sich um den 46-jährigen Eckbert Duranowitsch. Dieser hatte bereits im Januar gegenüber der Nachrichtenagentur ddp berichtet, dass er zwischen 1987 und 1990 im Bergwerk Asse als Schlosser Messinstrumente installierte. Dabei sei er auch in und vor den Bereichen mit dem eingelagerten Atommüll beschäftigt gewesen. Duranowitsch erkrankte 1990 an Leukämie, er führt dies auf seine Tätigkeit in der Asse zurück. Der damalige Asse-Betreiber, das Helmholtz Zentrum München, hält das allerdings für ausgeschlossen.

Bei einem der beiden weiteren Betroffenen, die in der kommenden Woche angehört werden, handelt es sich Medienberichten zufolge um einen heute 59-jährigen Mann. Er arbeitete nach eigenen Angaben von 1988 bis 1992 im Atommülllager Asse und verfüllte dabei unter anderem Bohrlöcher mit Laugen. Im Dezember 2005 wurde bei ihm Rachenkrebs diagnostiziert worden.

Über das weitere Vorgehen der Staatsanwaltschaft machte Geyer keine Angaben. "Das hängt auch davon ab, ob wir etwas finden, was noch nicht verjährt ist", sagte er. In dem Vorermittlungsverfahren wird unter anderem geprüft, ob ein Anfangsverdacht auf vorsätzliche Körperverletzung besteht. Das Helmholtz Zentrum war bis Ende 2008 für die Asse verantwortlich. Neuer Betreiber ist das BfS.

Atomkraftgegner aus der Region reagierten bestürzt auf die Erkrankungen und kündigten weitere Proteste an. Am 22. Februar wollen sie beim Braunschweiger Karnevalsumzug mit einem Themenwagen gegen die Atommülllagerung protestieren. Für den 26. Februar ist eine 52 Kilometer lange Lichterkette von Braunschweig zum Schacht Konrad und zum Bergwerk Asse geplant.

(DDP)
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