Sternmarsch in der Innenstadt Tausende Dresdner protestieren gegen Neonazi-Aufmarsch

Dresden (RPO). Mit einem Sternmarsch durch Dresden haben am Samstag tausende Menschen gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremen anlässlich der Bombardierung Dresdens vor 64 Jahren demonstriert. Laut Polizei beteiligten sich mehr 6000 Menschen an den Protesten eines breiten Bündnisses, die Veranstalter sprachen von bis zu 12.500 Demonstranten. Gewalt konnte die Polizei nach eigenen Angaben weitgehend verhindern.

Die Polizei war nach eigenen Angaben mit einem Großaufgebot von mehreren tausend Beamten vor Ort, um Zusammenstöße von Rechtsextremen und Gegendemonstranten zu verhindern. Die Demonstrationen verliefen zwar weitgehend friedlich, es gab aber einige Zwischenfällen. Laut Polizei warfen Anhänger der linken Szene in einem Fall Steine und Flaschen auf Beamte; einige Polizisten wurden dabei leicht verletzt. Außerdem wurden zwei Einsatzwagen umgekippt. Nach Angaben der Behörden wurden drei Demonstranten vorübergehend festgenommen, 86 Teilnehmer während des Einsatzes in Gewahrsam genommen.

Sternmarsch mit breitem Bündnis

Zu dem Sternmarsch hatte ein breites Bündnis von Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und weiteren Initiativen aufgerufen. Zu den Unterstützern gehörten unter anderem SPD-Chef Franz Müntefering, Linksfraktionschef Gregor Gysi, DGB-Chef Michael Sommer und Grünen-Chefin Claudia Roth. Die Demonstranten zogen auf drei Routen zum Theaterplatz vor der Semperoper, wo sie sich zur Abschlusskundgebung trafen. Zu einer weiteren Demonstration versammelten sich laut Polizei rund 3500 Angehörige des linken Spektrums.

"Die braune Soße darf in Deutschland nie wieder eine Chance haben"

Müntefering sprach angesichts der Zahl an Demonstranten von einem "großen Zeichen". "Die braune Soße darf in Deutschland nie wieder eine Chance haben", sagte er in Dresden. Der SPD-Chef forderte die Wähler auf, die NPD bei der Landtagswahl in Sachsen am 30. August wieder aus dem Landtag zu wählen. Roth betonte, von Dresden gehe ein "ganz lautes Signal" in die Welt: "Wir geben die Straßen und Plätze nicht frei für Rechtsextremisten." Gysi forderte erneut ein Verbot der NPD. DGB-Chef Sommer sagte, neben der Trauer über die Opfer der Bombenangriffe auf Dresden dürfe niemals vergessen werden, dass die Nationalsozialisten für den Tod von 60 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg verantwortlich gewesen seien.

6000 Rechte mit "Nazis raus"-Rufen empfangen

Die nach Polizeiangaben rund 6000 Teilnehmer des Neonazi-Aufmarschs wurden bereits am Mittag bei ihrer Kundgebung am Dresdner Hauptbahnhof von Gegendemonstranten mit "Nazis raus"-Rufen empfangen. Es war einer der bislang größten Aufmärsche von Rechten in Sachsen. Anlässlich des Jahrestags der Bombardierung Dresdens hatte die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) zu einem sogenannten Trauermarsch durch die Elbestadt aufgerufen, an dem sich Rechtsextreme aus mehreren Bundesländern beteiligten. Bereits am Freitagabend waren rund 1100 Rechtsextreme durch die Stadt gezogen.

Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) kritisierte die Versuche der Rechtsextremen, den Jahrestag der Zerstörung Dresdens für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Dresden wehre sich dagegen, "das Andenken der Opfer zu besudeln", sagte sie am Samstag bei der Enthüllung einer Gedenktafel auf dem Altmarkt, die an die Opfer der Luftangriffe erinnert.

Bei den Luftangriffen Bombern aus Großbritannien und den USA am 13. und 14. Februar 1945 waren in Dresden etwa 25.000 Menschen ums Leben gekommen. Das Stadtzentrum wurde damals fast vollständig zerstört.

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