Säugling starb in der Charité an Darmkeimen Verstorbenes Baby bereits beerdigt

Berlin · Die Berliner Uni-Klinik Charité kommt nicht zur Ruhe. Das an einer Darmkeiminfektion verstorbene Baby ist offenbar bereits beigesetzt worden. Das teilte die Charité am Mittwoch mit. Zuvor hattes es Verwirrung um die Leiche gegeben.

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Foto: AP

Das Klinikum habe die Berliner Staatsanwaltschaft am Dienstag (23. Oktober) über die Identität des Säuglings und den Wohnort der Eltern informiert, hieß es in einer Pressemitteilung.

Da das Kind im Deutschen Herzzentrum Berlin verstorben sei, habe die Charité keine Kenntnisse von den näheren Umständen nach dem Tod des Kindes. "Nach unserem vorläufigen Kenntnisstand wurde das Kind beigesetzt."

Die Leiche kann nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft noch nicht obduziert werden. Auf die Frage nach dem Obduktionsergebnis antwortete ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch: "Die Leiche ist nicht da."

Er konkretisierte dann, dass dies nicht bedeute, die Leiche sei zunächst dagewesen und dann verschwunden. "Aber wir bei der Staatsanwaltschaft wissen derzeit weder, wo die Leiche ist, noch kennen wir ihre Identität."

Weitere Details wollte er unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht nennen. Die Charité verwies auf die Frage nach dem Verbleib der Babyleiche an das Deutsche Herzzentrum, wo das Kind verstorben war.

Dort sagte eine Sprecherin: "Der Weg des Leichnams des Kindes ist nachvollziehbar" und verwies auf das laufende Verfahren. Sie widersprach damit Medienberichten, wonach der Leichnam des Kindes verschwunden sein soll.

Am vergangenen Wochenende war bekannt geworden, dass Anfang Oktober ein Neugeborenes an den Folgen einer Infektion mit Serratienkeimen gestorben war. Das Kind war nach einer Behandlung am Campus Virchow-Klinikum der Charité im Deutschen Herzzentrum in Berlin operiert worden. Danach starb es der Charité zufolge am 5. Oktober.

Verstorben an Serratia-Keim

Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte zu Wochenbeginn die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen. Der Säugling war am 5. Oktober nach der Infektion mit einem Serratia-Keim gestorben. Das mit einem Herzfehler geborene Kind war am Deutschen Herzzentrum erfolgreich operiert worden.

Danach war jedoch die Darmkeim-Infektion, die es sich vermutlich auf einer Frühgeborenen-Station der Charité zugezogen hatte, aufgeflammt. Die Todesursache sollte durch eine Obduktion geklärt werden.

Zuvor war bekannt geworden, dass ein Klinikdirektor der Charité in seinem Büro überfallen und schwer verletzt worden. Die beiden geflüchteten Angreifer sollen dem Professor Fehler bei der Behandlung einer Frau vorgeworfen haben, teilte die Polizei mit. Die Schläger waren noch nicht gefasst. Die Ermittler schlossen einen Zusammenhang mit den kranken Babys in der Charité aus.

"Ein ungewöhnlicher Fall"

"Das ist ein ungewöhnlicher Fall. Die Ermittlungen laufen", sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Der 44-jährige Leiter der Gynäkologie am Virchow-Klinikum im Wedding, das zur Charité gehört, war am Dienstagnachmittag von zwei Männern mit Stöcken in seinem Büro angegriffen worden.

Sie attackierten den Professor mit Stockschlägen und Tritten. Ein Kollege, der helfend einschritt, wurde ebenfalls angegriffen. Der 44-Jährige erlitt einen Rippenbruch, Prellungen und Schürfwunden. Er wurde stationär behandelt. Am Mittwoch war das Büro des Klinikchefs verschlossen. Ob sich Täter und Opfer kannten, sei noch unklar, hieß es bei der Polizei.

Die Charité sprach von einem "ungeheuerlichen Vorfall". Der Arzt sei auf dem Weg der Besserung. "Wir wünschen ihm alle eine baldige Genesung." Eine Verbindung zu den derzeitigen Infektionen auf zwei Charité-Stationen, in denen Frühchen und Neugeborene mit schweren Erkrankungen behandelt werden, sei spekulativ, hieß es in der Charité-Mitteilung. Der Arzt sei nicht in diesem Bereich tätig.

(dpa)
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