Zweiter Tag des Vergewaltigungsprozesses RTL-Star Thomczyk unter Druck
Bochum · Schauspieler Willi Thomczyk gerät im Vergewaltigungsprozess zunehmends unter Druck. Mehrere ehemalige Schauspielschülerinnen haben dem RTL-Star am zweiten Verhandlungstag sexuelle Belästigung vorgeworfen. Thomczyk hatte die Vorwürfe am ersten Prozesstag allesamt dementiert.
Eine 19-Jährige ehemalige Schauspielschülerin berichtete am Dienstag vor dem Landgericht Bochum, Thomczyk habe im Jahr 2002 bei einer Schauspiel-Übung ihre Hand an seinen Schritt geführt. Als die damals 15-Jährige gezögert habe, habe der Schauspieler sie angefahren. Daraufhin habe sie ihn machen lassen.
"Ich habe mich danach schlecht gefühlt - und es war mir peinlich", erzählte die junge Frau. Mit ihrer Anzeige habe sie dafür sorgen wollen, dass der Schauspieler "keine neuen Opfer" mehr bekomme und nicht mehr mit Kindern und Jugendlichen arbeiten dürfe. Der aus der RTL-Serie "Die Camper" bekannte Schauspieler betonte dagegen, er habe stets die Teilnahme an den Körperkontakten frei gestellt und niemanden gezwungen.
"Du hast Sachen gemacht, die einfach nicht okay gewesen sind"
Eine heute 21-jährige Studentin erklärte, der Schauspieler habe 2001 nach einem Gespräch in seiner Wohnung ihren Busen berührt. Zuvor habe er bereits zahlreiche sexuelle Anspielungen gemacht. "Du hast Sachen gemacht, die einfach nicht okay gewesen sind", sagte die Zeugin zum Angeklagten. Thomczyk habe "vielleicht ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität".
Eine weitere, heute 17-jährige Zeugin, berichtete, sie habe im Alter von 13 Jahren an einem Casting für das Jugendtheater von Thomczyk teilgenommen. Dabei habe sich der Schauspieler lautstark über ihren großen Busen amüsiert. Sie habe Anzeige erstattet, weil sie sich im Nachhinein gefragt habe: "Durfte der sowas zu einer 13-Jährigen sagen?". Thomczyk habe damals nicht wissen können, ob sie empfindlich sei und solche Sprüche aushalten könne. An den Star gewandt fügte sie hinzu: "Vielleicht hättest du deinen Kopf anstrengen und dich fragen müssen, ob das so in Ordnung ist."
Tatsächlich entschuldigte sich der Schauspieler bei ihr. "Ich möchte dir sagen, dass mir das Leid tut, weil sich das wirklich nicht gehört. Die Entschuldigung ist ehrlich gemeint", sagte der Schauspieler im Gericht.
Thomczyk wird vorgeworfen, zwischen Herbst 2001 und Frühjahr 2002 insgesamt zwei Schauspielerinnen und vier Schauspiel-Schülerinnen zu sexuellen Handlungen genötigt, unsittlich berührt oder verbal belästigt zu haben. Am ersten Verhandlungstag hatte der Angeklagte die Vorwürfe als absurd zurückgewiesen.
