Schanzenviertel Randale bei Hamburger Straßenfest

Hamburg (RPO). Brennende Barrikaden, Dutzende Verletzte und zahlreiche Festnahmen: Bei einem Straßenfest der linken Szene ist es in der Nacht zum Sonntag im Hamburger Schanzenviertel zu schweren Krawallen gekommen. Rund 1.000 Randalierer griffen Polizisten mit Knallkörpern, Steinen und Flaschen an und setzten Barrikaden in Brand. Die Beamten antworteten mit Schlagstock und Wasserwerfern.

Straßenschlachten in Hamburg
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Mehr als 30 Polizisten wurden nach Angaben der Hamburger Innenbehörde verletzt. Die Beamten nahmen 67 Personen wegen Brandstiftung, Körperverletzung und Sachbeschädigung fest und weitere 18 in Gewahrsam.

Über die Zahl der verletzten Randalierer wurde zunächst nichts bekannt. Der Hamburger Innensenator Christoph Ahlhaus sprach von "Extremisten, die unseren demokratischen Rechtsstaat bedrohen". Der CDU-Politiker verteidigte zugleich das massive Polizeiaufgebot, das insgesamt rund 1.800 Beamte umfasste. Angesichts der von vornherein hohen Gewaltbereitschaft sei dies notwendig gewesen.

Die Krawalle hatten sich nach dem alljährlichen Schanzenfest entwickelt, einem unangemeldeten Anwohnerfest im Stadtteil Schanzenviertel in St. Pauli. Das Fest findet rund um die sogenannte Rote Flora statt, ein altes Revuetheater, das heute Heimat der linken autonomen Szene ist. Schon in den vergangenen Jahren war es nach dem Fest nachts immer wieder zu Ausschreitungen gekommen.

Streifenwagen angezündet

Am Samstag verlief das Schanzenfest tagsüber zunächst friedlich. Mit Einbruch der Dunkelheit warfen Randalierer aber Flaschen auf Polizisten. Dann wurden Mülleimer angezündet und die anrückenden Beamten mit Steinen beworfen und mit Signalmunition beschossen. Bei zwei Verdächtigen aus Berlin fand die Polizei einen Rucksack, in dem ein Brandsatz mit Zeitschaltuhr steckte. Gegen 22:30 Uhr am Samstag zündete ein Mann zudem einen Streifenwagen vor dem Polizeirevier des Viertels an, der Täter wurde festgenommen. Die Krawalle endeten erst am frühen Sonntagmorgen.

Die Krawalle nach dem Schanzenfest sind jedes Jahr eine besondere Herausforderung für die Polizei, weil sich die gewaltbereiten jungen Leute unter Hunderte Kneipengänger mischen: Das Schanzenviertel hat sich in den letzten Jahren zum zweitbeliebtesten Ausgeh-Bezirk der Stadt nach der Reeperbahn entwickelt. Viele Kneipenbesucher verfolgten die Zusammenstöße von den Bänken vor den Lokalen aus. Augenzeugen berichteten, auch Unbeteiligte seien Oper der Wasserwerfer und Schlagstöcke geworden.

Der Hamburger SPD-Innenexperte Andreas Dressel kündigte ein parlamentarisches Nachspiel an: "Wir können nach diesen Krawallen nicht zur Tagesordnung übergehen." Es bedürfe einer umfassenden politischen Aufarbeitung: "Diese Gewaltexzesse sind durch nichts zu entschuldigen."

(AFP)
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