Weltweites Echo in der Presselandschaft Oktopus-Orakel Paul als Medienstar

Karlsruhe (RPO). Was haben Kassandra und das Fußball-WM-Orakel Paul gemeinsam? Eine hundertprozentige Trefferquote in ihren Vorhersagen. Dass der Krake nun aber einen ebenso tragischen Tod findet wie einst die griechische Seherin und er von enttäuschten deutschen Fußballfans nach der Niederlage gegen Spanien gemeuchelt wird, ist trotz Forderungen wie "Paul in die Pfanne" nicht zu befürchten.

Krake Paul in der Weltpresse
Infos

Krake Paul in der Weltpresse

Infos
Foto: ddp

Zum einen sagte Paul am Freitag im Sealife Aquarium in Oberhausen einen deutschen Sieg im kleinen Finale voraus. Und zum andern ist der Tintenfisch längst zum vielbeachteten Medienstar avanciert.

Der globale Medien-Hype um den mit zweieinhalb Jahren hochbetagten Kraken erreichte am Freitag einen ungeahnten Höhepunkt: 600 TV-Sender übertrugen nach Angaben des Sealife Aquariums weltweit, wie für die Vorhersage des Spieles Deutschland-Uruguay wieder einmal zwei beflaggte Gefäße mit je einer Muschel bestückt in Pauls Aquarium versenkt wurden.

Dabei kam Paul vergleichsweise schnell zur Sache. Einige Minuten saß der Oktopus auf dem Uruguay-Würfel und schien mit seinem "Lieblingsarm" - dem ersten vorne rechts - schon den Uru-Deckel anheben zu wollen, doch dann wanderten seine acht jeweils von einem eigenen Gehirn gesteuerten Arme auf die deutsche Box, zogen Pauls Kopf hinterher und angelten sich die Muschel dort. Das Final-Orakel war ebenfalls schnurstracks erledigt: Die Niederländer haben demnach nichts zu lachen, Spanien gewinnt problemlos.

Fußvolk der Kopffüßler

Dass der in England geborene Blaublüter den Kult um seine Person mitbekommt, ist nicht ganz auszuschließen. Ein Krake ist intelligent wie ein zweijähriges Kind, er kann planen, vorausschauend handeln und spielen. Von Adel ist Paul trotz seines blauen Blutes aber nicht. Wie sein wissenschaftlicher Name "Octopus vulgaris" besagt, ist er ein "Gemeiner Krake" und gehört mithin zum Fußvolk der Kopffüßler. Und blau ist sein Blut, weil darin Kupfer statt wie beim Menschen Eisen den Sauerstoff bindet.

Dies leistet das Metall allerdings so schlecht, dass Kraken wie Paul drei Herzen für den Sauerstofftransport von den beiden Kiemen in ihre neun Gehirne und acht Arme benötigen und trotzdem schnell ermüden. Deshalb wird wohl auch nichts aus Anfragen zu anstrengenden Lotto-Orakeln mit sechs aus 49 Muscheln oder der von britischen Finanzanalysten aufgebrachten Idee, Paul solle an die Wall Street umsiedeln und dort Wechselkursentwicklungen vorhersagen.

Der hochbetagte Herr muss sicherlich auch nicht befürchten, dass er die letzten Monate seines Lebens in der unwirtlichen Nordsee unter Fressfeinden verbringen muss, weil Tierschützer seine Freiheit fordern. Ganz zu schweigen davon, dass Paul tatsächlich in Pfanne oder Kochtopf landen könnte. Mit der von einigen enttäuschten Fans im Internet verbreiteten Androhung, ihn zu Tintenfischringen zu verarbeiten, lagen diese ohnehin daneben. Tintenfischringe werden aus Kalmaren gemacht - den zehnarmigen Verwandten des Octopus vulgaris.

Dass Paul alle bisherigen WM-Spiele der deutschen Nationalelf in Südafrika richtig vorhergesagt hat, verblüfft indes selbst Mathematiker. 63 von 64 Menschen hätten daneben getippt, errechneten sie. Allerdings haben die ja auch nicht neun Gehirne wie Paul.

(AFP/csr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort