Oktopus Paul ist ein Star Ein Krake hält die Welt in Atem

Düsseldorf/Oberhausen (RPO). Ob bei Twitter, Facebook oder in der Weltpresse: Oktopus Paul ist auf dem besten Wege, ein internationaler Star zu werden. Vor allem die Spanier haben den Tintenfisch nach seiner richtigen Prognose ins Herz geschlossen, während deutsche Fans ihn lieber auf dem Speiseteller sähen. Am Freitag ist Paul wieder im Einsatz.

Oktopus Paul wird zum Star
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Oktopus Paul ist auf dem Weg zum internationalen Star. Auf seiner inoffiziellen Facebook-Seite, die offenbar von begeisterten spanischen Fans ins Lebens gerufen wurde, hatte er bereits am Mittag über 43.000 Fans. Auf Facebook gibt es neben Gruppen wie "Tintenfisch Paul for President" aber auch "Wir machen Calamari aus Tintenfisch Paul" und "Rezept-Ideen für Tintenfisch Paul".

Bei dem Microbloggingdienst Twitter ist "Pulpo Paul" (spanisch für Krake) derzeit einer der meistgesuchten Begriffe. Im Web wird sogar spekuliert, was der Krake als nächstes voraussagen könnte - beispielsweise den Sieger des Kampfes Microsoft gegen Apple. Manche wollen Pauls Konterfei sogar in die spanische Flagge integrieren.

Seit dem gestrigen Sieg der Iberer ist die neue Popularität nicht verwunderlich, hatte Paul doch den Finaleinzug der Spanier vorausgesagt. Im unbeteiligten Ausland reibt man sich eher verwundert die Augen ob der Paul-Mania, die den hiesigen Medien Breaking News und Live-Schalten ins Aquarium nach Oberhausen wert sind. "New York Times" und "Washington Post" berichten ebenso wie eine Zeitung in Pakistan über den Hype. "Das mediale Interesse ist groß geworden", sagte seine "Managerin" Tanja Munzig. "Damit konnte keiner rechnen, dass Paul wirklich zum Weltstar avanciert."

Bisher hat Paul sämtliche sechs WM-Partien der Nationalmannschaft richtig getippt. Nachdem er die deutsche Niederlage vorausgesagt hatte, bemühte die Nachrichtenagentur "dpa" eigens einen Krakenexperten, der die Aussagen des Tieres relativierte. Immerhin könnten schon kleine Geschmacksspuren an den identischen Kästen, in denen das Futter versteckt ist, Pauls Urteil beeinflussen. Geholfen hat es nicht.

Paul in Gefahr?

Der Überbringer der schlechten Botschaft gerät unterdessen selbst ins Fadenkreuz deutscher Fußball-Fans. Die möchten den Oktopus am liebsten in Form von Tintenfischringen in der Friteuse brutzeln sehen. Ein Twitter-User tendiert eher zur "Tiefkühltruhe". Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), gestand sogar: "Nach dem Spiel habe ich Oktopus a la Paul gegessen." Auf der offiziellen Facebook-Seite bietet eine spanische Userin angesichts der zunehmenden Anfeindungen dem Tier sogar politisches Asyl an.

Nach Angaben des Geschäftsführers des Sea Life Aquariums, Stefan Porwoll, gibt es jedoch keine konkrete Bedrohungslage: "Einige sind enttäuscht von Pauls Prophezeiung, aber viele sind auch voller Bewunderung, dass er immer richtig liegt."

Neues Orakel am Freitag

Freitagvormittag muss Paul wieder ran. "Paul wird morgen für das kleine Finale ein Orakel geben", sagte Munzig. Zudem werde er ausnahmsweise auch für das Finale orakeln. Normalerweise sind seine Tipps Spielen mit deutscher Beteiligung vorenthalten. Die Entscheidung der Krake soll live in alle Welt übertragen werden.

Seine fußballerische Expertise könnte den Grundstein für eine Laufbahn im Showbiz legen. "Es gibt auch Anfragen für die weitere Karriere von Paul. Aber dazu kann ich noch gar nichts sagen", sagte Munzig. Dabei ist Eile geboten, die biologische Uhr tickt nämlich. Der mittlerweile zweieinhalbjährige Paul wird aufgrund seines Alters die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine nicht mehr tippen können.

Biologische Uhr tickt

"Oktopoden werden in der Regel zwei Jahre alt, bei idealen Haltungsbedingungen können sie maximal drei Jahre alt werden", erklärte Porwoll. Für einen geeigneten Paul-Ersatz soll aber gesorgt werden. "Wir schauen gerade, ob er jemanden anlernen kann", fügte der Sea Life-Geschäftsführer hinzu.

Paul ist allerdings nicht unfehlbar. Bei der Europameisterschaft 2008 lag er mit der Prophezeiung des Deutschland-Spanien-Spiels komplett daneben: Damals hatte er auf einen Sieg von Ballack & Co getippt. Europameister wurde allerdings Spanien.

Mathematiker zweifeln

Also doch alles Zufall? "Ein Tintenfisch kann abstrakte Begriffe wie Deutschland und Spanien nicht begreifen, das liegt jenseits seines Horizonts", sagte Mathematiker Pieter Moree vom Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn. Bei seinem ersten WM-Tipp habe die Wahrscheinlichkeit, richtig zu liegen, bei 50 Prozent gelegen. Bei jeder weiteren Vorhersage müsse die Wahrscheinlichkeit mit dem Faktor 1/2 multipliziert werden.

"Beim sechsten Spiel lag die Wahrscheinlichkeit also bei 1/64. Das heißt, dass sich bei einer Umfrage unter 64 Menschen 63 davon beim Ergebnis geirrt hätten", sagte Moree weiter. Die Wahrscheinlichkeit, für das richtige Land zu tippen, werde dementsprechend mit jedem Spiel geringer. Wenn Paul das Spiel um Platz Drei richtig tippen sollte, hätte er bei einer Quote von 1:128 richtig gelegen. Moree zufolge kann es sich aber auch dann noch um Zufall handeln.

Mit Agenturmaterial.

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