Bergisch Gladbach Bestatter eröffnet ersten privaten Friedhof

Bergisch Gladbach (rpo). Die deutsche Gründlichkeit macht auch vor dem Tod nicht halt: Wie und wo Verstorbene beerdigt werden können, ist genau geregelt. Ein Bestatter aus Bergisch-Gladbach will nun mit dem Althergebrachten brechen und eröffnet den ersten privaten Friedhof Deutschlands.

 Fritz Roth eröffnet einen privaten Friedhof.

Fritz Roth eröffnet einen privaten Friedhof.

Foto: ddp, ddp

"Reihengrab an Reihengrab, Grabflächen und Steine streng genormt, dazwischen Stiefmütterchen und Efeu - das kann es nicht sein", findet der Bergisch Gladbacher Bestatter Fritz Roth.

In einem kleinem Waldstück bei Köln weiht der umtriebige Unternehmer deshalb am Freitag seine "Gärten der Bestattung" ein. Der nach Angaben von Roth erste privat betriebene Friedhof Deutschlands soll "eine Alternative zum Trend des namenlosen Verschwindens in anonymen Gräbern" sein.

"Ich will einen Ort lebendiger Trauerkultur schaffen", sagt der Beerdigungsunternehmer und verspricht: "Trostlose Einheitsgräber wird es hier nicht geben, auch keine starren Friedhofszeiten und vorgeschriebene Rituale."

Vielmehr soll der Begräbnisort "eine Begegnungs- und Aktionsstätte für sinnliche Erfahrungen mit der eigenen Endlichkeit werden", beteuert der Talkshow-erfahrene Kaufmann, der von seinen Branchenkollegen mitunter schief angesehen wird.

Der Friedhof ist in einem Park vorgesehen, der zu Roths Trauerakademie "Haus der menschlichen Begleitung" gehört. Hier sollen in Zukunft "alte Trauerriten gepflegt und neue begründet werden."

"Trampelpfade zu den Gräbern"

Außer dem Zentralweg in Form einer großen Möbius-Schleife, dem Unendlichkeitssymbol, wird es keine fest angelegten Wege zu den Gräbern geben. Mit der Zeit sollen statt dessen "Trampelpfade" entstehen, hofft Roth: "An stillen Plätzen kann man sich mit seiner Trauer auseinander setzen und sein Leben neu überdenken."

Angehörige sollen die Grabstellen nach eigenen Vorstellungen gestaltet dürfen, die lediglich der Umgebung und der Würde des Friedhofs angemessen sein muss. Auch sollen Beisetzungen zur ungewöhnlichen Tageszeiten und an Wochenenden möglich sein. "Warum soll man einen lieben Menschen nicht auch in einer Vollmondnacht beerdigen dürfen, wenn das zum Verstorbenen passt", fragt Roth.

Zusätzlich will er eine Bühne und Meditationsorte auf dem Friedhof einrichten. "Ein lebendiger und unverzichtbarer Ort der Erinnerung soll der Friedhof werden, das wünsche ich mir", betont der Bestatter.

Dass diese Individualität ihren Preis haben wird, verschweigt er nicht. Der gelernte Marketing-Experte hofft, dass sein Konzept genauso angenommen wird, wie sein "Haus der menschlichen Begleitung". Hier seien Trauerfeiern ohne Zeitlimit, offene Aufbahrung und die individuelle Gestaltung der Särge schon lange vor der Konkurrenz üblich gewesen.

Kommune übernimmt Bürgschaft

In Deutschland werden Friedhöfe in der Regel von Kommunen oder Kirchengemeinden unterhalten. Mit der Verwaltung der kommunalen Grundstücke konnten bislang schon private Unternehmen betraut werden. In Bergisch Gladbach wird es aber den ersten Friedhof auf einem privaten Grundstück geben, hob Roth hervor.

Dazu wird die Kommune eine im Grundbuch eingetragene Bürgschaft übernehmen, so dass der Bestand des Friedhofs auch dann gewährleistet ist, falls Roths Bestattungshaus zahlungsunfähig werden sollte.

In den "Gärten der Bestattung" können zunächst nur Urnen und Totenasche beigesetzt. Roth hofft, dass sich das eines Tages ändert. Anonyme Beisetzungen wird es jedenfalls nicht geben: "Ich will vielmehr ganz bewusst eine Alternative zum Trend des namenlosen Verschwindens in anonymen Gräbern anbieten."

(afp2)
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