Willich Willich statt Mallorca

Willich · Nach bewegten Jahren mit Rap-Stars zwischen Berlin, München und Cala Ratjada ist der DJ und Marketing-Profi Nicolai Michel-Hanke zurückgekehrt und hat sich im "Vorspiel" als Gastwirt etabliert.

"Michelmann ist wieder da. Jetzt will ne Bar aufmachen". Vor zwei Jahren machte diese Nachricht zwischen Alt-Willich und Schiefbahn die Runde — und stieß auf eine Mischung aus Überraschung und ungläubigem Staunen. "Michelmann", das ist Nicolai Michel-Hanke, den sich Freunde zwar gut hinter den Plattentellern angesagter Großstadt-Discos, aber schwerlich hinter dem Tresen einer Gaststätte gegenüber Schlecker an der Bahnstraße vorstellen konnten.

Das Herz des im März 30 gewordenen Willichers schlug schon auf dem St. Bernhard-Gymnasium für Hip-Hop. Als Rapper Michelmann hatte der Schüler erste Auftritte in Jugendheimen, legte auf Partys auf. 1998 brachte er seine erste eigene Platte "Michelmann" heraus. Nach einem Praktikum bei der Plattenfirma der Toten Hosen in Düsseldorf schaffte der durchtrainierte Abiturient dann den Sprung in die aufregende Welt der großen Plattenfirmen. Bei BMG Berlin (heute Sony BMG) bekam er einen der heiß begehrten Azubi-Plätze zum Medienkaufmann. Anschließend stieg er als Marketing-Manager bei BMG Ariola in München ein und brachte Künstler wie DJ Tomekk oder Vanessa S. ("Deutschland sucht den Superstar") in die Charts. Doch die CD-Verkäufe gingen zurück. Sein Arbeitgeber (wieder in Berlin), konnte ihn nicht mehr bezahlen. 2004 nahm Michel-Hanke dann eine Einladung an, drei Monate lang in einem Club auf Mallorca den Party-DJ zu spielen. Das hieß aber auch: Reichlich Mittrinken. "Aber auf die Dauer hält man das nicht aus", bilanziert der immer noch braungebrannte DJ. Mitte 2006 dann die Wende. Zusammen mit dem Gastwirts-Sohn Christian Holzapfel entwickelte er die Idee, in Düsseldorf eine Szene-Bar zu eröffnen. Neben Lokalen wie "Liebevoll" und "Llustwandel" wollten sie dort das "Vorspiel" etablieren.

Der Name stammt von Michel-Hanke: "Er ist so schön mehrdeutig", schmunzelt er. Doch die Höhe der Altstadt-Mieten ließ das Duo umschwenken. Sie transferierten ihr Konzept nach Willich. An der Bahnstraße war gerade eine Wasserpfeifen-Bar in Konkurs gegangen. Finanziert durch Eigenmittel und mit Hilfe von Bekannten bauten sie das Lokal um. Als das Namensschild angebracht war, sorgte das "Vorspiel" erstmal für Stirnrunzeln in der Nachbarschaft. Aber mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass die Willicher keinen verruchten Erotik-Schuppen, sondern eine Lounge-Bar mit Live-Musik und kleinem Biergarten betreiben. "Ich wollte ein bisschen Berliner Bar-Flair nach Willich holen", sagt der Mitinhaber, der auch manchmal am DJ-Pult steht. Ansonsten ist er für den kaufmännischen Part zuständig.

Ob ihm Willich nicht doch zu klein wird? "Naja", antwortet der Kaufmann "schon komisch wenn spätabends niemand mehr auf der Straße ist. Aber mir gefällt es hier". Und schließlich schnuppert er ja auch immer mal wieder als DJ bei Uni-Partys in Köln oder Düsseldorf großstädtische Partyluft.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort