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Stadt Willich Im Einsatz für die Menschenaffen

Stadt Willich · Was Menschen Tieren manchmal antun – das hat die Willicherin Theresa Töllner bei einem Freiwilligen-Aufenthalt auf Borneo erlebt: Sie hat in einer Orang Utan-Auffangstation gearbeitet.

Was Menschen Tieren manchmal antun — das hat die Willicherin Theresa Töllner bei einem Freiwilligen-Aufenthalt auf Borneo erlebt: Sie hat in einer Orang Utan-Auffangstation gearbeitet.

Zwei Monate täglich Temperaturen bis 35 Grad, Luftfeuchtigkeit zwischen 75 und 85 Prozent, große Spinnen, Schlaflosigkeit, Ställe von Bären und Affen säubern oder Beschäftigungstherapien für Menschenaffen entwickeln — für die 23-jährige Theresa Töllner aus Willich hat sich daraus ihr Traumberuf entwickelt. Sie möchte Tiermedizin oder Biologie studieren und dann auf die Insel Borneo. Dort möchte sie bei einem Projekt zur Rettung des menschenähnlichsten Affen, des Orang Utans, und zur Rettung deren Lebensraumes im tropischen Regenwald mitarbeiten.

Die junge Frau, die seit mehreren Jahren als Service-Kraft in dem Willicher Sport- und Fitnessstudio "Halle 22" arbeitet, war von Ende April bis Mitte Juni als Freiwillige in der BOS (Borneo Orangutan Survival) Foundation tätig, die der Niederländer Willie Smits gegründet hat. Das Projekt im Osten von Kalimantan (indonesischer Teil Borneos) startete 2001 mit dem Ziel, den für den Kohleabbau abgeholzten Regenwald aufzuforsten und neuen Lebensraum für die Menschenaffen zu schaffen. Dem Forstexperten Smits ist es gelungen, den Regenwald "neu" zu pflanzen. Diese Flächen hat er so angelegt, dass die wasserscheuen Menschenaffen auf Inseln neuen und ihrer Art entsprechenden Lebensraum finden, ohne dass sie weglaufen und in Gefahr geraten können.

Der Umgang der Menschen mit ihren nahen Verwandten — der Orang Utan ist genetisch zu 97 Prozent mit dem Menschen identisch — ist in Borneo unmenschlich: Wilderer töten Muttertiere und verkaufen die Babys auf dem Schwarzmarkt in Asien. Werden die Babys groß, sperren viele Besitzer sie aus Angst vor der Kraft der Tiere in enge Käfige. Manche weibliche Tiere werden in thailändische Bordelle verkauft.

Wenn Smits in Erfahrung bringt, wo Tiere gefangen sind, holt er sie mit Hilfe der Behörden und bringt sie in die Aufzuchtstation, um sie möglichst auszuwildern. Ein Problem: "Viele der Tiere sind krank, haben wegen der genetischen Nähe zum Menschen Tuberkulose oder Hepatitis", erzählt Theresa Töllner. Smits kann ihnen zwar helfen, sie dürfen aber wegen der Übertragungsgefahr nicht in die gesunde Wildaffen-Population gelangen.

Die junge Frau hat in den ersten Wochen zuerst die in der Station lebenden Malayen-Bären betreut, um sicher zu stellen, dass sie keine Krankheiten auf die Menschenaffen überträgt. Danach hat sie in der Quarantänestation für erwachsene Tiere gearbeitet. Sie hat mit anderen Freiwilligen unter anderem Beschäftigungsideen entwickelt: Futterleckerbissen in Knoten versteckt, Hängematten gebastelt oder Material für den Nestbau herangeschafft. "Zu den Affenbabys durften die freiwilligen Helfer aber nicht, denn die Jungtiere sollen möglichst beständig die gleichen Bezugspersonen wie bei einer Aufzucht durch die eigene Mutter haben", sagt sie.

Ihre Erfahrungen mit den Tieren haben ihren Entschluss reifen lassen, eine Ausbildung zu machen und nach Borneo zurückzukehren — und außerdem gibt es doch noch ein besonderes Affenbaby: Am Tag ihrer Rückreise hatte Smits vier junge Affen aus einem Haus geholt — eines davon heißt jetzt "Theresa".

(RP)
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