Wesel Zivi-Stellen gestrichen

Wesel · Interview Malteser ziehen Konsequenz

Die Malteser in Wesel ziehen die Konsequenz aus der von neun auf sechs Monate verkürzten Zivildienstzeit: Ab 1. Juli wird kein Zivi mehr als Rettungshelfer in den Krankenwagen eingesetzt – selbst wenn die jungen Männer ihren Dienst freiwillig um drei Monate verlängern möchten. Über die Hintergründe sprach RP-Redakteur Klaus Nikolei mit Andreas Cziudej, dem Leiter der Maltester-Dienststelle an der Straße Am Blaufuß.

Wie viele junge Männer leisten bei Ihnen ihren Zivildienst ab?

Cziudej Derzeit einer. Eine zweite Stelle als Rettungshelfer und Fahrer eines Krankenwagens ist unbesetzt.

Welche Auswirkungen hat die von der Bundesregierung beschlossene Verkürzung der Zivildienstzeit von neun auf sechs Monate?

Cziudej Wir können künftig keinem mehr dieses Angebot machen, weil die Zeit für die intensive Ausbildung inklusive Praktika in einer Klinik einfach zu kurz ist.

Aber die Zivis können doch freiwillig um drei Monate verlängern.

Cziudej Das Problem ist aber, dass wir keine Planungssicherheit haben. Denn die Zivis können trotz der Zusage einer Verlängerung nach zwei Monaten sagen, dass sie nach sechs Monaten aufhören.

Ein Verlust für die Malteser.

Cziudej Ja, auch wenn wir als Organisation nicht von den Zivis abhängig sind. Ich sehe die ganze Sache auch als Verlust für die jungen Männer. Denn einige haben die Arbeit bei uns genutzt als Vorbereitung auf ein Medizinstudium oder eine Ausbildung bei der Feuerwehr.

Bieten Sie in Wesel nun gar keine Plätze mehr an?

Cziudej Erstmal nicht, weil wir weder Behindertenfahr- noch Mahlzeitendienste anbieten. Aber im Bereich Hausnotruf, den wir in Wesel aufgebaut haben, möchten wir Zivildienststellen schaffen. Doch entschieden ist noch nichts. Um es klar zu sagen: Wir Malteser sind weiterhin daran interessiert, Zivildienststellen zur Verfügung zu stellen.

Sie haben gewiss auch Zivildienst geleistet. Bei den Maltesern?

Cziudej Nein, in einem Altenheim in Spellen. Aber nicht in der Pflege, sondern im Betreuungsdienst. Aber, um nochmals zum Thema zu kommen: Wir als Hilfsorganisation sind zwar froh, dass der Zivildienst nicht ganz abgeschafft wurde. Aber wir bedauern sehr, dass wir derzeit jungen Leuten in Wesel nichts anbieten können. Das ist auch für den ehrenamtlichen Bereich ein Verlust. Denn jemand, der bei uns seinen Dienst abgeleistet hat, ist später eher bereit, sich auch ehrenamtlich bei uns zu engagieren.

(RP)
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