Hamminkeln Friedenshalle - dörfliche Meisterleistung

Hamminkeln · Heute vor 25 Jahren wurde das Bürgerhaus Friedenshalle eingeweiht. Am Mittwoch um 11 Uhr wird Jubiläum gefeiert.

Die "Schenkwirtschaft zur Friedenshalle": Historische Bilder
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Heute vor 25 Jahren feierte Hamminkeln eine dorfhistorische Leistung: Am 30. April 1988 wurde das Bürgerhaus Friedenshalle nach einem gewaltigen dörflichen Kraftakt eingeweiht. Vorläufer war der traditionsreiche Saal des bei alten Hamminkelnern unvergessenen Ewald Neu. Der Saal im Schatten der "Witten Kerk" gab seit dem Silvesterball 1903 dem Dorf Raum, seine Feste zu feiern, wie sie fielen. Mit seinem Ende war guter Rat zunächst teuer.

Auf bis zu 1,5 Millionen D-Mark wurde der Bau eines Bürgerhauses taxiert, als der Hamminkelner Verkehrsverein (HVV) Anfang der 80er Jahre begann, über Auswege aus der Krise nachzudenken. Das schreckte die Hamminkelner nicht. Sie hoben den Förderverein Bürgerhaus aus der Taufe, getragen von 25 örtlichen Vereinen und 322 einzelnen Bürgern. Der beschloss, auf den Grundmauern der alten Friedenshalle ein neues Bürgerhaus zu bauen.

Das Land bewilligte eine Million Mark, der Rat der jungen Stadt, die damals noch Gemeinde war, gab 220.000 Mark, noch mal so viel mussten die Förderer durch Eigenleistung und Spenden aufbringen. Erich Tellmann hielt eine Ruckrede. Er wurde erhört. Die Planungsgruppe unter Federführung von Adolf Bovenkerk stutzte den Plan auf bezahlbares Maß. Als 1986 die Genehmigung kam, wurde ein Trägerverein gegründet.

74 Spendensammler schwärmten aus, holten in wenigen Wochen 143.000 Mark. Hinzu kamen Zusagen für Hand- und Spanndienste im Geldwert von 40.000 Mark. Ideenreichtum spülte Geld in die Kasse. Die Bürger tranken 1985 auf der Kirmes Bellhammi nach dem Trinkspruch "20 Pfennig schluckt das Bürgerhaus". Brauerei-Chef Willi Kloppert organisierte einen Geldtransport der rustikalen Art. Er schob eine Schubkarre mit 10.000 Groschen durchs Dorf. Auf der Trabrennbahn in Dinslaken setzten die Förderer beim "Großen Preis von Hamminkeln" 100 Mark auf die "Welsing-Pferde" aus Ringenberg und gingen leer aus.

Am 2. August 1986 war nach dem Mondschein-Walzer und dem Lied "Ade zur guten Nacht" im Kerzenschein Schluss im alten Saal. Eine Woche später wurde das Inventar versteigert. Auktionator Heinz Breuer schlug den Hammer, was das Zeug hielt. 4500 Mark kamen rein.

Dann ging Hamminkeln das Projekt Wiederaufbau an. Gute Seele auf der Baustelle war Heinrich Joormann. Es kam, wie's oft kommt bei Baustellen: Es wurde teurer als gedacht. 2,2 Millionen war das Maß. Die Hamminkelner packten fleißig an, Friedrich Fest ließ 30.000 Bienen fliegen. Beim Richtfest wurde Honig verkauft. Es flossen zehn Hektoliter Bier, "Bürgerhaus-Korn" aus 200 Bügelflaschen war im Angebot: Das Fest endete mit Gewinn.

Nach 21 Monaten Bauzeit gab's eine Punktlandung — an den Flughafen in Berlin hat damals noch kein Mensch gedacht. Architekt Manfred Kleiböhmer füllte zur Feier des besonderen Tages aus einem überdimensionalen Schlüssel Sekt ins Gläschen von Chef-Förderer Adolf Bovenkerk. Das Bürgerhaus Friedenshalle war nach 22 406 Helferstunden vollendet. Eine Meisterleistung. Die wird morgen ab 11 Uhr gebührend gefeiert.

(RP)
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