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Wermelskirchen „Lärm und große Klappe“

Wermelskirchen · Anwohner und Passanten beschweren sich über herumlungernde und pöbelnde Jugendliche.Doch das Team des Jugendcafés grenzt sie nicht aus, versucht ihr Verantwortungsgefühl zu wecken.

„Wir werden von herumlungernden Jugendlichen angepöbelt. Sie machen Lärm, spielen zu laute Musik und knattern mit ihren Mofas um den Markt:“ Solche und ähnliche Beschwerden von Anwohnern und angrenzenden Geschäftsleuten mehren sich, seitdem das Jugendcafé Markt 13 eröffnet hat. „Das Verhalten der Jugendlichen ist regelrecht geschäftsschädigend“, beklagt Astrid Spors vom „Bergischen Löwen“. Die jungen Leute machten nicht nur einen ohrenbetäubenden Lärm, sie hätten auch „eine große Klappe“ und verängstigten alte Damen, wenn die durch die Marktpassage gehen, meint Astrid Spors.

Metzgermeister Rainer Eickhorn sagt, er habe den Eindruck, dass sich eine Gruppe von Problemjugendlichen, die deshalb auch keinen Zutritt zum Jugendcafé erhielten, trotzdem von dem Treff angezogen fühlten und deshalb vorzugsweise in der Marktpassage herumlungerten und aus purer Langeweile die Passanten „anmachten“. Doch er selbst werde mit seinem Geschäft ohnehin bald aus der Marktpassage ausziehen und denke, dass diese Jugendlichen eigentlich Hilfe brauchten.

Streetwork sagt: „Weiter so!“

Diese Einschätzung teilt auch Timo Pleuser, der das Café leitet. Es sei aber keineswegs so, dass diese Jugendlichen keinen Zutritt zum Café erhielten – im Gegenteil: „Wir grenzen keinen aus, wir arbeiten mit den Jugendlichen, suchen immer wieder das Gespräch mit ihnen“, betont der Jugendreferent. Wer sich im Ton vergreife, verbal oder sogar handgreiflich ausfallend werde, der könne auch schon mal ein bis zwei Tage Hausverbot erhalten: „Ein Hausverbot mussten wir bisher aber nur zwei -bis dreimal aussprechen“, sagt Pleuser.

„Wir haben uns auch schon Rat bei der Streetworkerin der Stadt eingeholt. Die hat uns in unserer Herangehensweise bestärkt und gesagt, dass sie es auch nicht anders machen würde“, hebt Pleuser hervor. Außerdem sei die Polizei um mehr Präsenz am Jugendcafé gebeten worden: „Aber die Polizei hat ja auch noch eine Menge anderer Dinge zu tun“, weiß Pleuser. Er warnt aber vor einer Kriminalisierung der Jugendlichen, die sich nicht immer so brav benehmen wie vielleicht andere: „Wir haben mittlerweile 80 Prozent Besucher, die nicht aus unseren Gemeinden stammen. Und genau das ist unsere Zielgruppe, wo wir mit unserer Arbeit ansetzen können. Wir versuchen, bei ihnen ein Verantwortungsgefühl für ihr Café zu wecken“, sagt er. So achte das Mitarbeiterteam einerseits auf die Einhaltung von festen Regeln im Umgang miteinander und mit der Nachbarschaft. Die müssten aber von einigen Jugendlichen eben noch eingeübt werden. „Wir sind in einem Prozess. Am Anfang ist immer das ganze Umfeld zuerst mal gegen ein Jugendcafé. Aber inzwischen grüßen uns die Nachbarn sogar“, freut sich Pleuser.

(RP)
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