Viersen Süchteln: Aus für Umgehung?

Viersen · Das Ende der geplanten Ortsumgehung Süchteln-Ost steht unmittelbar bevor. Ein Gutachter kam jetzt zu einem eindeutigen Ergebnis: „Die Weiterführung der Planung der L 39n kann nicht empfohlen werden.“

Es waren deutliche Worte, die Gutachter Frank Bechtloff vom Bonner Unternehmen Cochet Consult – Planungsgesellschaft für Umwelt, Stadt und Verkehr – den Mitgliedern des Viersener Bau- und Planungsausschusses in ihrer jüngsten Sitzung verkündete: „Alle drei Varianten für eine mögliche Ortsumgehung Süchteln sind mit erheblichen Eingriffen in die Landschaft und deutlichen Belastungen für zahlreiche Bürger verbunden. Empfehlen können wir davon keine. Unser Rat: Die Stadt sollte die Planung in dieser Richtung beenden.“ Dazu konnte sich die Politik dann doch (noch) nicht durchringen. Mit der Mehrheit von CDU/FDP und FürVIE votierten die Mitglieder des Ausschusses für die Vertagung einer abschließenden Entscheidung bis zur nächsten Sitzung am 23. April.

Mehr als 30 000 Euro Kosten

Mit Beifall nahmen dagegen etwa 150 Bürger, die als Zuhörer in die Ausschusssitzung gekommen waren, dieses Votum des Experten zur Kenntnis. Mehr als 30 000 Euro hat sich die Stadt diese Umweltverträglichkeitsstudie kosten lassen. Das eindeutige Ergebnis: Es gibt keinen „konfliktarmen“ Straßenkorridor im Bereich Süchteln-Ost. Je nach Variante würden die Niersauen als Erholungsraum und Naturschutzgebiet sowie landwirtschaftlich wertvolle Flächen massiv geschädigt, alternativ bei einer Trassenführung, die bis auf 70 Meter an die Bebaung heranführt, die Bewohner extrem beeinträchtigt. „Jetzt haben wir eine klare Aussage, auf deren Basis wir weiter arbeiten können“, so Ausschussvorsitzender Wolfgang Genenger (CDU) in einer ersten Stellungnahme.

Einem sofortigen Aus zur Umgehungsstraße wollte Erhard Braun, Vorsitzender der Süchtelener CDU, nicht zustimmen: „Sicherlich sagt das Gutachten, dass der Eingriff in die Umwelt extrem groß ist. Doch damit ist die verkehrliche Entwicklung für Süchteln nicht gelöst“, so der Christdemokrat. „Die Zahl der Fahrzeuge wird dort in den nächsten Jahren um 25 Prozent zunehmen. Der Landesbetrieb Straßenbau hat außerdem darauf hingewiesen, dass eine L 39n sinnvoll und richtig ist.“ Ganz anders sieht das SPD-Parteichef Alfons Görgemanns: „Diese Ortsumgehung ist mit diesem Gutachten tot. Es bestätigt die Meinung, die unsere Partei seit Jahren hat. Was soll daher eine Vertagung der Entscheidung noch bringen? Wir sollten sofort anfangen, nach einer Alternative zu suchen. Wir brauchen Lösungen für die Süchtelner Innenstadt.“ Erste Vorschläge machte Grünen-Fraktionsvorsitzende Martina Maaßen-Pyritz: „60 Prozent des Fahrzeugaufkommens in Süchteln ist kein Durchgangsverkehr. Wir müssen uns überlegen, welche Maßnahmen wir entwickeln können, damit die Süchtelner verstärkt Rad oder Bus nutzen.“ Stefan Feiter (FDP) bezeichnete die Grünen-Überlegungen als „naiv“: „Für die Düsseldorfer oder Grefrather Straße ist das keine Lösung.“ KOMMENTAR

(RP)
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