Viersen Sicherheit tragbar machen

Viersen · Seit 100 Jahren werden bei der Firma Heinrich Klumpen Söhne in Nettetal Arbeits- und Sicherheitsschuhe hergestellt. Sie müssen heute nicht nur funktional sein, sondern auch ein modisches Aussehen haben.

breyell Genau weiß Reinhard Klumpen nicht, wie viele Schuhmodelle hergestellt werden, aber „es werden so zwischen 120 und 130 sein“, schätzt er. „Und zwar in zehn verschiedenen Größen bis Größe 50“, ergänzt sein Vetter Johannes Klumpen. Beide, die seit gut 25 Jahren an der Unternehmensspitze stehen, wissen aber genau, dass jeden Tag von 80 Mitarbeitern in zwei Schichten 1500 Paar Schuhe hergestellt werden. Dabei arbeiten Deutsche, Polen, Spanier, Portugiesen, Niederländer und Türken miteinander.

Gründung bei Großeltern-Hochzeit

Mindestens seit 1908, wahrscheinlich aber schon früher, werden Arbeitsschuhe in Serie produziert. Die Hochzeit des Großvaters Heinrich mit seiner Gertrud gilt auch als Gründungstag des Unternehmens, das der damals 31-Jährige mit zwei Brüdern und einem Gesellen startete. Bei der Ahnenforschung hat Johannes Klumpen aber auch festgestellt, dass es schon 1897/98 eine Schumacherwerkstatt Heinrich Klumpen gab. Es geht noch weiter: „Schon zu Napoleons Zeiten haben wir einen Kaspar Klumpen als Schuhmacher gefunden.“ Ziemlich sicher sind sich die Vettern, dass ihr Name aus dem Gewerbe abgeleitet wurde: Aus den volkstümlich Klompen genannten Holzschuhen wurden Klumpen.

Die vier Söhne des Firmengründers, Heinrich, Johannes, Jakob und Theo, blieben bei ihren Leisten und führten den Betrieb weiter, der 1936 als „Heinrich Klumpen Sölhne“ ins Handelsregister eingetragen wurde. Einem ersten Shedbau auf dem Grundstück in Breyell-Natt 18 folgte nach dem Zweiten Weltkrieg eine großzügige Erweiterung, so dass nun mit rund 50 Mitarbeitern etwa 400 bis 500 Arbeitsschuhe am Tag gefertigt werden konnten. 1993 kam eine weitere Produktionshalle hinzu, 1998 entstand zusätzlich ein Logistikzentrum an der Stiegstraße in Bracht. Denn erfolgreich war eine „neue Herausforderung“ gemeistert worden: die Produktion von Sicherheitsschuhen mit Stahlkappen und -einlegesohlen, wie sie seit den 1970er Jahren von den Berufsgenossenschaften gefordert wurden. Damit kamen über die traditionellen Abnehmer Bergbau und Bauindustrie auch neue Branchen hinzu. „Sicherheitsschuhe werden in der Lebensmittelindustrie ebenso benötigt wie bei der Post oder in Lagerhäusern“, erläutert Johannes Klumpen: „Sie müssen bequem sein, sportlich und komfortabel, und sie müssen gut aussehen.“ Das Unternehmen grenzt sich bewusst von der Billigware aus Asien ab. „Wir nutzen neue Materialien und ersetzen Stahl durch Aluminium, Textil und Kunststoffe“, betont Reinhard Klumpen.

Schwere und klobige Schuhe sind nicht mehr gefragt, „wir machen Sicherheit tragbar“. Und man hat damit Erfolg: 60 Prozent der Produktion werden exportiert, sogar nach Italien.

Als Mittelständler weiß das Unternehmen Nischen zu nutzen: Es stellt auch HKS-Sicherheitsschuhe in den Design-Farben des Kunden her.

(RP)
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