Viersen Minister besucht Polizei-Villa

Viersen · Harry Voigtsberger, Bau-und Verkehrsminister in NRW, kommt nach Viersen. Der SPD-Politiker wird sich die Südstadt und die dortige alte "Polizei-Villa" anschauen. Das denkmalgeschützte Gebäude soll dem Erschließungsring weichen.

 In die Jahre gekommen: die alte Viersener "Polizei-Villa" an der Ecke Josef-/ Gereonstraße.

In die Jahre gekommen: die alte Viersener "Polizei-Villa" an der Ecke Josef-/ Gereonstraße.

Foto: Busch (archiv)

Die Fronten im Viersener Stadtrat sind mit Blick auf die Fertigstellung des inneren Erschließungsrings verhärtet. Während sich eine große politische Mehrheit für den Bau des fehlenden Teilstücks zwischen Gladbacher und Freiheitsstraße ausspricht, votieren die Grünen seit Jahren dagegen.

Parallel hat sich die Partei den Erhalt diverser Gebäude in Viersen zur Aufgabe gemacht — die alle auf der geplanten Trasse liegen. Waren es erst das Pfandhaus Schumacher und dessen Nachbargebäude, welche die Grünen teilweise sogar durch Anmietung vor dem Abriss retten wollten, folgte anschließend das Bemühen um die seit Jahren leerstehende alte Polizei-Villa.

Wechselvolle Geschichte

Das herrschaftliche Haus in der Südstadt wurde einst von der Unternehmerfamilie Pongs bewohnt. Die Firma gibt es schon lange nicht mehr, die Villa schon. Und die hat eine wechselvolle Geschichte erlebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war dort vorübergehend die Viersener Polizei untergebracht. Deshalb wird das Haus auch "Polizei-Villa" genannt. Danach — mittlerweile im Besitz der Stadt — lebten dort Asylbewerber und Flüchtlinge. Mittlerweile ist vom Glanz früherer Jahre bei dem Gebäude an der Ecke Josef-/ Gereonstraße kaum noch etwas spürbar. Das Wohnhaus ist verkommen, dem Verfall preisgegeben. Kein Wunder. Den seit Jahren steht fest, dass die Villa dem geplanten Weiterbau des innerstädtischen Erschließungsrings weichen muss. Fakt ist: Eine — für drei Jahre — gültige Abrissgenehmigung liegt vor.

Vor einigen Monaten wurde der Petitionsausschuss des Landtags NRW eingeschaltet, der sich dieses Themas annahm. "Von Seiten des Ministeriums wird schon erwartet, dass die Stadt Viersen die Vorgaben des Petitionsausschusses auch umsetzt", so Bürgermeister Günter Thönnessen in der jüngsten Ratssitzung. Das heißt: Abgerissen wird nur, wenn die Straße gebaut wird. Gebaut wird aber nur, wenn die Finanzierung steht — und die ist wiederum noch nicht zu 100 Prozent sicher. Thönnessen sieht die weitere Vorgehensweise deshalb eher taktisch: "Man würde es uns in Düsseldorf ausgesprochen übelnehmen, wenn wir jetzt Vollzug melden und die Villa abreißen. Das würde die Finanzierung eher gefährden als unterstützen."

Seine eindeutige Meinung und die der Mehrheit in der Stadt Viersen wird Thönnessen im Januar auch seinem — in letzter Instanz zuständigen — Parteifreund Harry Voigtsberger mitteilen. Der NRW-Bau-und Verkehrsminister will Viersen besuchen und sich unter anderem das "Entwicklungsgebiet Südstadt" sowie die Polizei-Villa ansehen. Thönnessen: "Die Entscheidung, dass der Ring so notwendig ist wie irgendetwas, das steht für mich außer Frage."

Warnende Worte gab es von CDU-Ratsherr Fritz Meies: "Ich habe das Gefühl, dass hier getrickst wird. Wir müssen aufpassen, dass die Fördergelder von acht Millionen Euro für dieses Projekt nicht auf einmal in andere Kommunen fließen. Das geht ganz schnell." FRAGE DES TAGES

(RP)
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