Viersen Endlich dazugehören

Viersen · Katja Janz aus Dülken hat sich mit 34 Jahren nachträglich taufen lassen. Es war ihre bewusste Entscheidung für den katholischen Glauben. Die Erinnerung an ihre Taufe und ihre Ankunft in der Gemeinde rühren sie immer noch.

 Katja Janz ist angekommen in St. Cornelius. Die junge Frau hat lange mit ihrer Entscheidung gewartet, sich einer Religion anzuschließen.

Katja Janz ist angekommen in St. Cornelius. Die junge Frau hat lange mit ihrer Entscheidung gewartet, sich einer Religion anzuschließen.

Foto: Busch

Katja Janz hatte seit ihrer Kindheit das Gefühl, "ein bisschen außen vor" zu sein. Sie war als Einzige in ihrem Freundeskreis nicht getauft. "Meine Eltern wollten mir das selbst überlassen", sagt sie. Trotzdem verlangten sie, dass ihre Tochter am Religionsunterricht teilnahm. So wechselte Katja Janz zwischen evangelischem und katholischem Unterricht, je nachdem welchen Lehrer sie besser fand. In ihrer Freizeit besuchte sie einmal pro Woche eine evangelische Jugendgruppe. Später fuhr sie als Betreuerin auf Fahrten mit.

Mit 18 anderes im Kopf

"Schon damals wollte ich mich taufen lassen. Aber meine Eltern wollten, dass ich warte, bis ich 18 bin", erzählt sie. Doch mit 18 hatte sie ganz andere Dinge im Kopf. "Ich war jedes Wochenende unterwegs, hatte einen Freund und war in der Ausbildung." Da blieb kein Platz für Spirituelles. Erst 2007, als sie ihre Hochzeit plante, kam das Thema wieder auf. Ein Kölner Diakon traute das Ehepaar, auch trotz Katjas fehlendem Bekenntnis.

"Vor anderthalb Jahren bin ich hierher nach Dülken gezogen und habe eine Stelle als Lehrerin an einer katholischen Grundschule angenommen. Da kehrte zum ersten Mal richtig Ruhe in mein Leben ein", sagt sie. Endlich hatte sie die Zeit und die Muße, wieder über eine eventuelle Taufe nachzudenken. Sie besuchte die Gottesdienste in der Dülkener Pfarrkirche St. Cornelius, sie lernte Pfarrer Rainer Thoma kennen. "Ich fühlte mich hier wohl, und da reifte der Entschluss, mich endlich taufen zu lassen."

"Eigentlich machen wir das nur in der Osternacht, aber da die gerade vorüber war und ich Frau Janz nicht so lange warten lassen wollte, haben wir uns auf ein anderes Datum geeinigt", erzählt Pfarrer Thoma. Am 23. Juli 2011 war es soweit. Katja Janz hatte ihre Eltern und Freunde eingeladen. Als Taufpaten wählte sie einen engen Freund und ihre Schwiergermutter.

"Eine Erwachsenentaufe läuft natürlich anders ab als bei Kindern", erklärt Pfarrer Thoma. Statt am Taufbecken wurde Katja Janz vorne am Altar mit Hilfe einer Schale Wasser getauft. Und statt eines Taufkleides trug sie einen weißen Schal. Katja Janz sind vor allem die Minuten nach der Zeremonie im Gedächtnis geblieben. "Da kamen wildfremde Leute auf mich zu, haben mir gratuliert und mich willkommen geheißen. Das hat mich sehr bewegt."

Wenig Zeit für die Gemeinde

Viel Zeit, sich in der Pfarre zu engagieren hat sie zum eigenen Leidwesen nicht, denn ihr berufliches Leben änderte sich kurz nach ihrer Taufe. "Ich bekam einen Job an einer Schule in Heinsberg. Nun muss ich morgens und nachmittags immer lange fahren", erzählt sie. Den Gottesdienst besucht sie deshalb nur alle drei bis vier Wochen. Am meisten genießt sie dabei das gemeinsame Singen. "Diese Gemeinschaft finde ich einfach toll", unterstreicht sie.

Wenn sie es nicht zum Gottesdienst schafft, hat sie ihren ganz eigenen Ort, um ihren Glauben auszuleben. "Wir haben ein großes Fenster im Wohnzimmer. Dort auf der Fensterbank sitze ich oft, mit meinem Kreuz in der Hand, und komme zur Ruhe."

(RP/rl)
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