Serie Mein Auslandsjahr In Sambia Taufe im zweiten Zuhause

Erkelenz · Tag 256 von 365: Charleen Kovac aus Lövenich arbeitet in einer HIV-Klinik und hat sich in Afrika taufen lassen.

 Charleen Kovac am Tag ihrer Taufe in Sambia mit ihren afrikanischen "Schwestern" Sandra und Ngambo.

Charleen Kovac am Tag ihrer Taufe in Sambia mit ihren afrikanischen "Schwestern" Sandra und Ngambo.

Foto: Kovac

Monze/Lövenich Auch wenn mir nicht mehr allzu viel Zeit in Sambia bleibt, weiß ich dennoch, dass man in kurzer Zeit viel erleben kann, denn so ist auch in den letzten Monaten viel passiert. So habe ich zum Beispiel eine Woche in einem Village verbracht, einen neuen Arbeitsplatz gefunden, bin gereist, habe Ostern gefeiert und wurde getauft.

Nach dem Ende der Cholera-Epidemie im Januar konnte ich wieder meine Arbeit im Krankenhaus aufnehmen und bin von der Kinderstation zur HIV-Klinik gewechselt. In der Klinik werden HIV-Tests durchgeführt. Bei positiven Ergebnissen werden die Patienten dort beraten und behandelt. Ich selbst arbeite vor allem im Labor, wo ich die Formulare vorbereite und Blutabnahmen durchführe. Die Blutproben liefern nach der Untersuchung im Labor wichtige Ergebnisse, die für die weitere Behandlung der Patienten ausschlaggebend sind. Da täglich bis zu 80 Patienten ins Labor kommen, ist das manchmal ganz schön stressig. Dennoch bin ich froh, dass mir Verantwortung übergeben wird. Ich genieße die Arbeit dort sehr. HIV durchschleicht hier alle Altersklassen und Gesellschaftsgruppen. Jung, alt, Familie, Freunde, Arbeitskollegen. Jeder Fünfte in Sambia ist betroffen. Die große Zielsetzung sind null Neuinfizierte bis 2030. Durch jahrelange Vorbereitung sind wir trotz der hohen Zahl Infizierter optimistisch, das Ziel in die Tat umzusetzen.

Mir ist es wichtig, nicht mit Klischees zu arbeiten, weshalb ich mir sehr unschlüssig darüber war, ob ich meine Erfahrungen mit HIV publik machen sollte. Ich bin mir darüber bewusst, dass HIV in der Regel von den meisten mit Afrika verbunden wird und ich durch diesen Bericht nicht gerade dagegen ankämpfe. Gleichzeitig bin ich hier jedoch im Umgang mit diesem Thema und möchte in diesem Bericht wahrheitsgemäß über meine Erfahrungen berichten.

Im Februar ging es anlässlich eines Zwischenseminars mit anderen deutschen Freiwilligen nach Tansania, wo wir direkt die Chance ergriffen haben, dort und auf Sansibar Urlaub zu machen. Ich habe viele Unterschiede zwischen Tansania und Sambia feststellen können, was mir noch mal verdeutlicht hat, wie vielfältig Afrika ist.

Am 8. März habe ich mit meinen Kolleginnen den Weltfrauentag gefeiert. Frauen stehen hier in der Hierarchie unter den Männern. Aus diesem Grunde ist der internationale Frauentag hier ein Feiertag, an dem viele Veranstaltungen stattfinden, bei denen auch viele Männer erscheinen, um Frauen zu unterstützen. Auch wenn es noch ein langer Weg zur Gleichberechtigung ist, bin ich mir sicher, dass wir langsam auf dem richtigen Pfad sind.

Am 29. April ist etwas passiert, worauf ich mich schon lange gefreut habe. Ich wurde in meiner Kirche, der Catholic Church of Sacret Heart, getauft. Sambia ist ein christliches Land, weshalb ich auch in einer christlichen Gastfamilie lebe. Daher setze ich mich seit Anbeginn meines FSJs viel mit Religion auseinander. Da ich mich zunehmend mit dem katholischen Glauben identifizieren konnte, habe ich mich dafür entschieden, mich dort taufen zu lassen, wo ich zum Glauben gefunden habe. Daher bin ich vor allem meinen sambischen Eltern sehr dankbar für die Unterstützung, die ich dabei erhalten habe.

Ich fühle mich noch immer sehr wohl in meiner Gastfamilie und merke, dass die Bindung zwischen meiner Familie und mir noch ein Stück intensiver geworden ist. So weiß ich jetzt schon, dass mir vieles fehlen wird. Dass Aunt Judy mir morgens auf dem Weg zur Arbeit "Mweende kabotu" (komm gut nach Hause) wünscht, dass mir meine Geschwister verzweifelt versuchen beizubringen, die Hüfte zu schwingen, dass wir draußen am Brazzer kochen, was sich anfühlt, als gäbe es jeden Abend ein Lagerfeuer und vieles mehr. Dank meiner sambischen Familie kann ich stolz sagen, dass Monze nun zu meinem zweiten Zuhause geworden ist.

(RP)
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