Tönisvorst Schülerbetreuung wird teurer

Tönisvorst · Fast zwei Stunden lang sprachen die Mitglieder des Schulausschusses über die Beitragserhöhung für Kinder, die die offene Ganztagsgrundschule (OGS) besuchen. Etliche Eltern verfolgten die Diskussion auf der Zuschauerempore.

 Die Offene Ganztagsschule - hier die Einrichtung an der Grundschule Hülser Straße im Jahr 2010 - ist bei den Eltern gefragt. Künftig werden sie wohl mehr bezahlen müssen.

Die Offene Ganztagsschule - hier die Einrichtung an der Grundschule Hülser Straße im Jahr 2010 - ist bei den Eltern gefragt. Künftig werden sie wohl mehr bezahlen müssen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Schon im Vorfeld schlugen die Wellen hoch. Die Elternschaft der Grundschule Hülser Straße reichte Beschwerde gegen den von der Verwaltung geplanten und von den Politikern bereits im Dezember mehrheitlich abgenickten Vorschlag ein, den Elternbeitrag zur Randzeiten- und Ferienbetreuung der Offenen Ganztagsgrundschulen (OGS) zu erhöhen. Das Thema wurde jetzt im Schulausschuss noch einmal kontrovers diskutiert.

Der Hintergrund: Obwohl die Personalkosten in der OGS deutlich gestiegen sind, sollen die Elternbeiträge stabil bleiben. Wer allerdings sein Kind in den sogenannten Randzeiten betreuen lässt, also von 7 bis 8 Uhr oder von 16 bis 17 Uhr, soll für diese Stunde künftig zehn Euro mehr im Monat zahlen. Außerdem sollen jetzt - auf Antrag der CDU - Familien, deren Jahreseinkommen mehr als 65 000 Euro beträgt, den Höchstsatz von 150 Euro im Monat zahlen. Bisher wurde der Höchstsatz erst ab einem Einkommen von mehr als 78 000 Euro fällig. Auch die Ferienbetreuung soll, so die Idee der Verwaltung, nicht mehr wie bisher im Elternbeitrag enthalten sein, sondern bis zu 58 Euro pro Woche extra kosten.

Um es vorweg zu nehmen: Letzteres wird in dieser Höhe nicht kommen. Die Mehrheit im Ausschuss beschloss, den Extrabeitrag für die Ferien um zwölf Euro zu reduzieren, sodass Eltern je nach Einkommen zwischen 23 und maximal 46 Euro pro Woche extra zahlen. Für Geschwisterkinder reduziert sich der Beitrag um die Hälfte. Die Erhöhung um zehn Euro für die Randzeitenbetreuung und den Höchstsatz für geringere Einkommensstufen aber beschlossen die Politiker gegen die Stimmen von SPD und Grünen mehrheitlich.

Jessica Schnell, deren Söhne die OGS an der Grundschule Hülser Straße besuchen, hat bereits ausgerechnet, was die Neuerungen für ihre Familie bedeuten: "Wenn der Rat die Änderung so verabschiedet, zahlen wir 620 Euro mehr pro Schuljahr für die Betreuung", sagt die St. Töniserin. Obwohl die zweifache Mutter sicher ist, das stemmen zu können, findet sie die neue Satzung ungerecht: "In den unteren Einkommensklassen gibt es eine Kostensteigerung von mehr als 100 Prozent, wer mehr als 65 000 Euro verdient und Randzeiten- und Ferienbetreuung nutzt, muss hingegen künftig nur 30 Prozent mehr bezahlen."

Auch der katholische Pfarrer Ludwig Kamm, als sachkundiger Bürger im Schulausschuss, und Elisabeth Schwarz von den Grünen hatten die soziale Ungerechtigkeit bemängelt. "Das System sollte solidarisch sein", forderte Pfarrer Kamm, "alle Eltern, deren Kinder die OGS besuchen, sollten mehr zahlen, dafür darf aber auch jeder die Betreuung zu den Zeiten nutzen, zu denen er sie braucht." Und Elisabeth Schwarz schlug vor: "Eltern, die die OGS nutzen, sollten einen gewissen Prozentsatz von ihrem Jahreseinkommen für die Betreuung zahlen. Dieser Prozentsatz soll aber für alle gleich sein."

So wird es vermutlich nicht kommen. Mit den Stimmen von CDU, FDP und UWT empfiehlt der Schulausschuss dem Rat, in seiner Sitzung am 18. Juni zu beschließen, dass die Randzeitenbetreuung ab dem nächsten Schuljahr unabhängig vom Einkommen zehn Euro pro Monat mehr kostet, dass die Ferienbetreuung nach Einkommen gestaffelt zusätzlich berechnet wird und dass der Höchstsatz von 150 Euro (darin ist das Essensgeld nicht enthalten) bereits ab einem Jahreseinkommen von mehr als 65 000 Euro gezahlt werden muss.

(WS03)
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