Handball (Lock-) Mittel zum Zweck

Raimo Wilde will mit dem Handball-Zweitligisten Bergischer HC in der kommenden Saison attraktiven Tempohandball spielen lassen – am liebsten 60 Minuten lang. Dafür arbeiten die Spieler derzeit in der ersten Vorbereitungsphase hart an ihrer Grundlagen-Ausdauer.

Raimo Wilde hat ein genaues Ziel vor Augen. Formuliert hatte der Trainer des Handball-Zweitligisten Bergischer HC sein Vorhaben bereits bei seinem Amtsantritt im Dezember vorigen Jahres. Umgesetzt werden soll es in der am 5. September beginnenden Saison: „Die Mannschaft soll in der Lage sein, 60 Minuten lang attraktiven Tempohandball spielen zu können.“ Seit Anfang des Monats weiß die Mannschaft, was es heißt, sich die dafür notwendige Grundlagen-Ausdauer anzueignen.

Auf die Frage, ob die Spieler den Trainer in Zeiten des harten Konditionstrainings noch mögen, antwortet Raimo Wilde süffisant: „Ab sofort wahrscheinlich nicht mehr“. Gestern Abend hat der Coach seiner Mannschaft nämlich die Auswertung des am vorigen Donnerstag von Dr. Michael Croll durchgeführten Laktat-Testes präsentiert. „Die Ergebnisse bestätigen, dass im physischen Bereich etwas im Argen liegt.“

Schluss mit lustig, Schluss mit gemeinschaftlichem Lauftraining in der Gruppe – jeder BHC-Akteur bekommt ab sofort sein individuelles Trainingsprogramm auferlegt. „Jeder Einzelne wird nur besser, wenn er alleine läuft und sich an seinem Tempo und Puls orientiert.“ Das Trainingsprogramm hat Raimo Wilde beim TV Großwallstadt erprobt und setzt es nun auch beim Bergischen HC um. Dabei wird jeder Spieler mit einem Sender ausgestattet, während er in der Halle oder auf der Tartanbahn der Herbert-Schade-Sportanlage seine Runde dreht, der die Herzfrequenz überträgt. „So kann ich während des Trainings jederzeit sehen, ob jeder sein Pensum erfüllt.“ In sechs bis zehn Wochen soll so jeder Spieler seine Grundlagen-Ausdauer um 20 Prozent gesteigert haben.

„Es kommt nicht von ungefähr, dass eine Mannschaft wie der THW Kiel solche Leistungen abliefert.“ Und auch der Erfolg von Erstliga-Aufsteiger Bayer Dormagen stehe eng im Zusammenhang mit der physischen Verfassung. „Die Dormagener sind in dieser Saison so souverän in die Erste Liga aufgestiegen, weil sie sich in den vergangenen vier Jahren kontinuierlich weiter entwickelt haben.“ Raimo Wilde hat keine Zweifel, dass seine Spieler bereit sind, Ähnliches zu bewerkstelligen. „Ich habe großen Respekt davor, wie jeder Spieler in diesen Wochen der Vorbereitung an seine Grenzen geht. Ich habe kein Weichei in der Mannschaft.“ Training mit Ball dient derzeit nur der Ablenkung. „Alle haben kapiert, dass sie etwas tun müssen, wenn sie etwas erreichen wollen. Und für das Spiel nach vorne, so wie ich es mir vorstelle, brauche ich eine top-fitte Truppe.“

Und noch ein genaues Ziel hat Raimo Wilde vor Augen: die 2000. „So viele Zuschauer sollen es in der kommenden Saison sein, die im Durchschnitt unsere Heimspiele besuchen“. Der Tempohandball dient dabei als (Lock-) Mittel zum Zweck.

(RP)
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