Solingen Jugend- und Drogenberatung startet Leuchtturmprojekt

Solingen · Nun ist es offiziell: Der Bewilligungsbescheid von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW ist eingetroffen - das Projekt mit dem langen Namen "Ertüchtigung und konzeptionelle Weiterentwicklung der Jugendhilfe im Umgang mit Suchtmittelkonsum und suchtbezogenen Problemlagen" mit einer Laufzeit von drei Jahren wird finanziert.

Eingereicht wurde es von der "Solinger Jugend- und Drogenberatung anonym", die schon seit vielen Jahren in Sachen Erziehung und Sucht berät. Allein 2014 wurden 278 Menschen mit Drogenproblemen betreut, wobei es sich bei 221 der Fälle um Opiate handelte.

Die Idee zu diesem Projekt hatte Einrichtungsleiter Norbert Schäfer nach der Veröffentlichung einer Studie des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe, die zeigt, dass die Mitarbeiter in Jugendhilfe-Einrichtungen weithin mit Suchtproblemen und damit assoziierten Störungen der Jugendlichen konfrontiert sind, ohne jedoch ausreichend dafür qualifiziert zu sein.

Eine regelhafte Kooperation zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe ist allerdings praktisch nicht vorhanden. Das ist ein bundesweites Problem, aber auch eines, mit dem Norbert Schäfer in seiner langjährigen Tätigkeit immer wieder zu tun hat. "Es herrschen Schnittstellenprobleme", sagt er.

Mit dem Projekt soll nun erreicht werden, dass Jugendhilfe und Suchthilfe miteinander kommunizieren - und auch kooperieren. Ab dem 1. Januar 2016 strebt die Jugend- und Drogenberatung eine Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Jugendhilfe an. Zum einen ist eine Schulung des Personals geplant. "Wie spreche ich die Jugendlichen auf ein Drogenproblem an", sagt Norbert Schäfer, der gleichzeitig betont, dass die Einrichtungen nicht die Aufgabe haben, das Drogenproblem zu lösen. "Dafür sind wir da."

So sollen betroffene Kinder und Jugendliche dann aus den Einrichtungen zur Suchthilfe vermittelt werden. "Ziel ist es, dass der Umgang mit Drogenkonsum in die Heimregeln einfließt", so Schäfer. Aber auch die Suchthilfe muss sich auf die Bedarfe der Einrichtungen einstellen. Insgesamt 667.000 Euro wurden bewilligt, davon müssen allein 180.000 Euro für die wissenschaftliche Begleitung aufgewandt werden. Zusätzliche Personalkosten werden einen großen Teil einnehmen. "Dieses Projekt ist einmalig in Nordrhein-Westfalen", weiß Vorstandsmitglied Klaus-Peter Watzlawek. "Es hat Modellcharakter."

Wie ein Leuchtturm soll es landesweit ausstrahlen. Norbert Schäfer wünscht sich, dass in den drei Jahren eine stabile Zusammenarbeit mit verschiedenen Jugendhilfe-Einrichtungen zustande kommt und Sarah Primus vom Vorstand betont: "Und diese Kooperationen werden bleiben, wenn das Projekt abgelaufen ist."

(sue)
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