Solingen Fürkeltrath II: Jetzt haben Bürger das Wort

Solingen · Die Bezirksvertretung Gräfrath stimmte mit großer Mehrheit dem Vorentwurf des Bebauungsplans zu.

Leicht machten es sich die Mitglieder der Bezirksvertretung Gräfrath wirklich nicht – mehr als drei Stunden debattierten sie auf ihrer Sondersitzung am Donnerstagabend in der Süßwarenfachschule über das geplante Gewerbegebiet Fürkeltrath II. Am Ende stimmte die große Mehrheit der Stadtteilpolitiker für den Vorentwurf zum Bebauungsplan und für eine erneute Bürgerbeteiligung.

Damit beginnt das Bauleitverfahren, an deren Ende in wahrscheinlich frühestens fünf Jahren die etwa acht Hektar große Gewerbefläche am Rande des Ittertals erschlossen sein könnte. Einzig die Bezirksvertreter von Bündnis 90/Die Grünen votierten gegen die Beschlussvorlage, während diese bei SPD, CDU, FDP, DSW und BfS Zustimmung fand.

Zuvor hatte Dr. Klaus Strehlau, Leiter des Stadtdienstes Natur und Umwelt, ein von der Verwaltung freiwillig veranlasstes Gutachten zu Böden und Biotopverbund vorgestellt. Das klassifiziert die mögliche neue Gewerbefläche in der Nähe der Hofschaft Gütchen als Gebiet mit "hohem Raumwiderstand", anders ausgedrückt: Die Stadt soll besonders sorgfältig darauf achten, was sie dort baut. Und sie muss möglicherweise einen Ausgleich für den verlorengegangenen Naturraum schaffen.

Wie ein solcher denn aussehen könnte, wollte Monika Tönnies (Bündnis 90/Die Grünen) wissen. So etwas könne man erst im Zuge konkreter Pläne sagen, erklärte Klaus Strehlau und nannte als mögliche Beispiele die Schaffung eines Ökopflasters zum Versickern von Niederschlagswasser oder die Renaturierung verschiedener Stellen an der Itter. Der eigentliche Umweltbericht und eine Kostenrechnung für das Projekt werden noch folgen.

Karl-Heinz Schmidt, Leiter des Stadtdienstes Planung, Mobilität und Denkmalpflege, referierte über den Vorentwurf zur Bebauungsplanung. Der sieht vor, Passagen im Gewerbegebiet zu begrünen und im umliegenden Ackerland Obstbäume anzupflanzen.

Derartige Absichten konnten jedoch die Gäste von der Bürgerinitiative "Rettet das Ittertal" nicht besänftigen: Die stellten erneut den wirtschaftlichen Nutzen des Gewerbegebietes in Frage und verwiesen auf negative Folgen der Bebauung für das Stadtklima. Einmal mehr entbrannte eine Grundsatzdiskussion über die wirtschaftliche Entwicklung der Klingenstadt.

Die Befürchtung von Andreas Zelljahns (FDP), Solingen drohe, ohne weitere Gewerbeansiedlungen künftig zu einer "Schlafstadt" zu werden, konterte die Grünen-Politikerin Monika Tönnies mit der Aussage, einer der Vorteile Solingens sei, dass die Bürger ruhig schlafen könnten.

Klaus Strehlau mahnte zu einer Versachlichung der Debatte: "Es werden sicher keine Fabriken am Ufer der Itter gebaut."

(ied)
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