Solingen Denkmal steht im Weg

Solingen · Der Hedderich-Pavillon hat in den Neubauplänen für das geplante Einkaufszentrum Hofgarten im Zentrum der Stadt keinen Platz. Die Stadt will in den nächsten Tagen einen Abbruchantrag für den Denkmal geschützten Pavillon stellen.

Historische Bilder vom Hedderich-Pavillon
7 Bilder

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Der Hedderich-Pavillon steht im Weg. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn in der Planung für das neue, moderne Einkaufszentrum auf dem Karstadt-Areal in der City hat das Denkmal geschützte Gebäude keinen Platz. "Wir gehen grundsätzlich sensibel mit Bestandsbauten um, bei unseren Planungen für den Hofgarten passt der Pavillon aber nicht mit hinein", sagt Architekt Werner Sübai vom Düsseldorfer Architekturbüro HPP Hentrich-Petschnigg & Partner, der das Hofgarten-Projekt für den Investor HLG plant. Städtebauliche und architektonische Anliegen werden als Gründe angeführt. Für Dietmar Gaida (Grüne) keine Argumente: "Wir sollten das wertvolle Denkmal erhalten und nicht nur post-modernen Ersatz schaffen."

Schon einmal blieb der Hedderich-Pavillon — von der Stadt vor kurzem gekauft, an Karstadt weiter veräußert und nun in Besitz des Investors HLG — vom Abriss verschont. Als Karstadt gebaut wurde, nachdem zuvor dort das Monopol-Kino — 18 Jahre nach seiner Eröffnung — am 19. März 1968 gesprengt wurde und Platz für das Warenhaus machen musste.

Der Verkaufspavillon der Familie Hedderich, 1960/61 nach Plänen des Architekten Rudolf Berghaus erbaut, musste damals indes nicht weichen. Seit Karstadt im Oktober 1969 Eröffnung feierte, hatten Pavillon und Warenhaus ihren gemeinsamen Platz in der Innenstadt. "Bei dem Pavillon handelt es sich um eines der wenigen Kleinode im Stil der 1950er-Jahre, die Solingen besitzt", sagt Dr. Beate Battenfeld vom Bergischen Geschichtsverein. Mit seiner Glasfassade und dem schwebenden Dach sei er eine Bereicherung für die Solinger Architektur.

Natürlich sei es einfacher, ohne den Pavillon zu planen. Aber sich einfach ein Stück Solinger Geschichte nehmen zu lassen, bedeute, es unwiederbringlich aufzugeben, ergänzt Battenfeld. Für den Geschichtsverein ist klar: "Solingen wäre ärmer, ohne solche Zeugen der Stadtgeschichte."

Zwei Gründe sind laut Denkmalschutzsatzung Voraussetzung, den Hedderich-Pavillon zu beseitigen. Zum einen, wenn die Bausubstanz schlecht ist, zum anderen, wenn es gewichtige öffentliche Belange gibt, die schwerer wiegen als der Denkmalschutz. "Die Meinung der Denkmalschutzbehörde ist natürlich pro Denkmal", erläuterte Stadtplaner und Denkmalschützer Jens-Peter Foitzik in der gemeinsamen Sitzung von Planungsausschuss und BV Mitte.

"Einfach weggewischt" wird der Pavillon nicht, bekräftigte Erster Beigeordneter Hartmut Hoferichter. Mehrmals habe man mit Architekten und Denkmalpflegern zusammen gesessen und die Einbeziehung des Hedderich-Pavillons in das Neubauprojekt diskutiert. Eine Planung ohne Pavillon sei aber realistischer.

Das läuft auf Abriss des laut Gutachten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege "qualitätsvollen, typischen, heute aber selten gewordenen Zeugnis des Wiederaufbaus" hinaus. Der formale Abbruchantrag des Hedderich-Pavillons soll nach Angaben von Hartmut Hoferichter in den nächsten Tagen an die Solinger Bauaufsicht gestellt werden. Der unteren Denkmalbehörde und dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege werde der Antrag ebenfalls zugeleitet und um eine Stellungnahme gebeten. Entscheidet die pro Denkmal, müsse dies die Stadt nicht akzeptieren. "Dann müsste letztlich das Ministerium für Städtebau und Wohnen als oberste Denkmalbehörde entscheiden", erklärt Hoferichter.

(RP)
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