Remscheid Notruf 110: Pilotprojekt soll Sicherheit erhöhen

Remscheid · Bis zu fünf Prozent der Notrufe bleiben im Bergischen unbeantwortet. Der Grund: Oft rufen viele Menschen gleichzeitig die 110 an. Die Verantwortlichen wollen den Wert mittelfristig auf Null senken.

Notrufe: So schnell ist die Polizei da
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Foto: Karsten vüllings

Die bergischen Zahlen sind auf den ersten Blick zufriedenstellend. In einem landesweiten Vergleich von Notruf-Leitstellen, der heute Thema im Innenaustausch des nordrhein-westfälischen Landtags sein wird, schneidet das auch für Remscheid zuständige Polizeipräsidium Wuppertal gut ab. Während NRW-weit rund sechs Prozent der Anrufe auf der 110 ins Leere laufen, kommen Hilfesuchende bei der Wuppertaler Behörde weitaus häufiger durch. So gingen in den zurückliegenden Jahren im bergischen Städtedreieck durchschnittlich nur zwischen drei und vier Prozent der Notrufe verloren. Allein 2014 erhöhte sich die Zahl auf knapp fünf Prozent.

Zum Vergleich: "Spitzenreiter" Köln kommt in dem Bericht des NRW-Innenministeriums auf eine Quote von etwa zehn Prozent an Notrufen, bei denen die Leitstellen-Beamten nicht abheben. Dennoch sehen die Verantwortlichen im Polizeipräsidium Wuppertal keinen Grund, sich zurückzulehnen - im Gegenteil. Jeder nicht angenommene Anruf auf der 110 kann einer zu viel sein. Darum ist die bergische Behörde mit dem Polizeipräsidium Essen Teil eines Pilotprojekts, mit dessen Hilfe die Zahl der unbeantworteten Notrufe möglichst auf Null gedrückt werden soll.

"Mittelfristig ist vorgesehen, alle 47 Polizeipräsidien im Land technisch so miteinander zu vernetzen, dass in Spitzenzeiten die Notrufe von anderen Städten aus bearbeitet werden", sagte gestern Frank Moritz, der in der bergischen Behörde unter anderem für die Leitstelle verantwortlich ist.

Dort arbeiten 31 Beamte im 24-Stunden-Schichtdienst. Zeitgleich sind mindestens vier und maximal sechs Polizisten im Einsatz, die eine spezielle Ausbildung durchlaufen haben, um in Extremsituationen, etwa bei Geiselnahmen oder Unwettern mit vielen Notrufen, richtig reagieren zu können. Wie etwa am 9. Juni vergangenen Jahres, als Orkan Ela über NRW fegte - und Spuren auch in der Notrufstatistik des bergischen Polizeipräsidiums hinterließ. Während in normalen Monaten um die 12.000 Anrufe auf der 110 eingehen, schnellte die Zahl im Juni 2014 auf fast 16.000 hoch. Auch die Quote der sogenannten verlorenen Anrufe ging damals auf knapp sieben Prozent hoch.

Dabei versuchen die Leitstellenbeamten aber immer, die ins Leere gelaufenen Notrufe im Nachhinein abzuarbeiten. "Da wir die Nummern der Anrufer sehen, rufen wir nachher zurück und erkundigen uns, ob ein Notfall noch vorliegt", betonte Leitstellen-Chef Moritz, der gleichzeitig um Verständnis und etwas Geduld warb. So komme es oft vor, dass viele Anrufer beispielsweise einen Gegenstand auf der A 46 per Handy melden wollten, betonte Moritz. Gehe dann gleichzeitig ein Anruf von einer Remscheider Festnetznummer ein, so habe dieser zunächst eine höhere Priorität, da sich hinter diesem neuen Notruf eine andere, vielleicht dramatischere Situation verbergen könne.

Ganz sicher ist dieses System im Ausschlussverfahren nicht, so dass die Praktiker in den Leitstellen vor allem auf das erwähnte Pilotprojekt setzen. Die Hoffnung: Ist dieses erst einmal so weit ausgereift, dass es landesweit zum Einsatz kommt, könnten nicht angenommene Anrufe der Vergangenheit angehören.

(RP)
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