Interview Schirmherr: "Der Wolf im Schafspelz"

Ratingen · Der Gastronom Helge Wolf überzeugt mit dem Prinzenpaar vor allem durch seine lockere Art– ein Gewinn für den Karneval.

 Gastronom <strong>Helge Wolf  hat in seinem Leben schon eine Menge gemacht– nun ist er Schirmherr des Ratinger Prinzenpaares.

Gastronom <strong>Helge Wolf hat in seinem Leben schon eine Menge gemacht– nun ist er Schirmherr des Ratinger Prinzenpaares.

Foto: Achim Blazy

Der Gastronom Helge Wolf überzeugt mit dem Prinzenpaar vor allem durch seine lockere Art— ein Gewinn für den Karneval.

Ratingen Es war Karnevals-Urgestein Hanno Paas zu verdanken, dass der Karneval in diesem Jahr wieder einen Schirmherrn hat. Helge Wolf, Betreiber des Restaurants Gut Knittkuhle an der Stadtgrenze zu Düsseldorf, hat sich innerhalb kurzer Zeit mit Herz und Schnauze in die Herzen der Narren katapultiert.

Wären Sie besser nicht ans Telefon gegangen, als Hanno Paas damals anrief?

Wolf Wieso das denn? Ich habe das bisher überhaupt nicht bereut. Der Ratinger Karneval hat etwas sehr Herzliches und Liebenswertes. Ich fühle mich richtig wohl, habe aber auch das Glück, mit Karl-Heinz und Ingrid Leciejewicz ein tolles Prinzenpaar an meiner Seite zu haben.

Hatten Sie vorher schon mit Karneval zu tun?

Wolf Nein, außer dass ich ihn gerne gefeiert habe... Der Gesamtumfang dieser Aufgabe war mir nicht von Anfang an klar. Letztlich haben aber die Gespräche mit Hanno Paas und dem Karnevalsausschuss dazu geführt, dass ich gesagt habe, ich stehe zur Verfügung.

Auch wenn es etwas Geld kostet.

Wolf Sie können schon davon ausgehen, dass man da mit einem fünfstelligen Betrag rechnen muss. Aber ich finde, dass es die Sache durchaus wert ist. Im Ratinger Karneval wenden Menschen wie Hubertus Brauer oder Werner Rohe so viel Zeit hinter den Kulissen dafür auf, dass der Karneval stattfindet. Dazu kommen die vielen Helfer in den Vereinen, das muss man einfach unterstützen und respektieren.

Zeitlich muss das für Sie doch eine große Herausforderung sein, Karneval und die neue Knittkuhle unter einen Hut zu bringen?

Wolf Das stimmt wohl. Bis Aschermittwoch stehen rund 200 Termine an. In der Knittkuhle habe ich ein tolles Team, aber gerade im ersten Jahr ist es besonders wichtig, als Chef viel Präsenz zu zeigen, mit anzupacken. Diese ersten zwölf Monate sind in der Regel entscheidend, wie sich so ein Betrieb entwickelt— wobei ich bisher sehr zufrieden bin.

Sie haben das alt-ehrwürdige Restaurant Gut Knittkuhle nahezu komplett umgekrempelt.

Wolf Das war eine meiner Bedingungen, als ich zugesagt habe, diese gastronomische Herausforderung anzunehmen. Ich wollte freie Hand in der Gestaltung haben und hier alles nach meinem Gusto realisieren können. Wir haben alles heller und freundlicher gemacht, können zum Beispiel im Obergeschoss die Fenster im Sommer komplett barrierefrei öffnen. Dazu kommt, dass jeder Raum in der Knittkuhle einen eigenen Charakter bekommen hat. Ich bin großer Frankreich-Fan, also lag es nahe, das hier alles etwas frankophil zu gestalten.

Anderthalb Jahre Umbauzeit— haben Sie sich da nicht manchmal gefragt, warum tu ich mir das an?

Wolf Manchmal habe ich schon daran gezweifelt, weil wir anfangs davon ausgegangen waren, nach vier Monaten öffnen zu können. Dann sind wir aber immer wieder auf neue Probleme gestoßen, die uns zurückgeworfen habe. Selbst mein Vater Karl-Heinz mit über 80 hat am Ende noch mit angepackt und hier die Treppen gebaut oder draußen die Mauer hochgezogen. Das hat er über die Jahre aber eigentlich immer gemacht bei meinen Projekten.

Und davon gab es einige in Ihrem Leben.

Wolf Das kann man so sagen. Ich habe selbst ein Bauunternehmen geführt, mich später dann auf Immobilien konzentriert und eine eigene Firma auf der Düsseldorfer Königsallee gehabt.

Und dann haben Sie irgendwann genug davon gehabt.

Wolf 1994 bin ich ausgestiegen, habe für ein Jahr eine Tauchschule in der Dominikanischen Republik geführt. Da habe ich einfach mein Mountain-Bike, mein Surfbrett und einen Seesack gepackt, ein One-Way-Ticket in die Karibik gekauft und bin geflogen. Daheim hat mich damals nichts mehr gehalten.

Und fast wären Sie noch Profisportler geworden.

Wolf Seit meinem sechsten Lebensjahr bin ich Radrennen gefahren, stand kurz davor, in der Schweiz ins Profilager zu wechseln. Aber dann ging das langsam los, dass die Chemie immer mehr Einzug in diesen Sport hielt— und da habe ich die Reißleine gezogen.

Ich habe gehört, dass sie leidenschaftlicher Oldtimer-Fan sind.

Wolf Das stimmt. Damit kenne ich mich sehr gut aus und war auch schon in diesem Bereich selbstständig. Heute bin ich aber nur noch begeisterter Sammler.

Zurück zum Karneval: Hätten Sie gedacht, dass die Ratinger so positiv auf Sie reagieren?

Wolf Es freut mich, dass ich bei den Jecken so gut angekommen bin. Oft werde ich nämlich für introvertiert gehalten, dabei bin ich das gar nicht. Das habe ich den Narren bei meinem Auftritt zur Prinzenkürung bewiesen. Ich wollte auf der Bühne ich selbst sein, nicht eine fremde Rede halten. Und das kam an. Ich bin sozusagen der Wolf im Schafspelz.

Was war das Gefühl kurz vor dem Einzug in die ausverkaufte Halle?

Wolf Ich hatte Lampenfieber. Und dann geht die Türe auf und Du stehst auf einmal im Fokus von über 700 Menschen. Das war schon wahnsinnig toll und hat sehr viel Eindruck auf mich gemacht, auch wenn es eine ungeheure Reizüberflutung war. Aber es war ein ganz tolles Erlebnis, auch wenn ich mich auf der Bühne noch etwas an meine neue Rolle gewöhnen musste.

WOLFGANG SCHNEIDER STELLTE DIE FRAGEN.

(wol)
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