Heiligenhaus Auf in die Provence

Heiligenhaus · Neue Ausstellung: Mit einer Hommage an die herrliche, geschichts- und kulturträchtige Landschaft in Frankreichs Südosten bietet das Museum Abtsküche schon mal einen Vorgeschmack auf die französische Woche Ende August. Am Eingang duftet Lavendel.

"Provence – schon das Wort weckt Assoziationen an den Duft von Thymian, Rosmarin, Lavendel und wildem Knoblauch, das schmeckt nach Rosé, Pastis und Oliven, das bedeutet Sonne und Licht", schwärmte Bürgermeister Jan Heinisch bei der Eröffnung der neuen Sonderausstellung in der Abtsküche. Eine Präsentation die mit Fotos, Büchern und typischen kleinen Natur- und Kunstwerken mitten hinein in die Provence mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten führt.

"Der Mont Ventoux und die alte Grafschaft Venaissin, ein Streifzug durch eine provinzialische Region" heißt die Ausstellung. Sie lässt einen Landstrich lebendig werden, in dem sich schon die Päpste und Römer niederließen. Viele bildende Künstler und Dichter erlagen dem Reiz der Landschaft, unter ihnen der Dichterfürst Petrarca ebenso wie der bedeutende Insektenforscher Jean-Henri Fabre. Das Comtat Venaissin liegt in der Mitte des Department Vaucluse in der Provence und umfasst ungefähr das Gebiet zwischen Rhone, Durance und dem Mont Ventoux. Es ist das beliebteste Reiseziel von Museumskustos Reinhard Schneider. "Ich liebe diese alte Kulturlandschaft, das flutend flirrende Licht und die Leichtigkeit des Seins der Menschen", sagt er dann auch.

Diese Liebe spiegelt sich bis in die kleinsten Details der Ausstellung. Viele Vitrinen sind mit Reiseandenken geschmückt, die auf den Charakter des Landes schließen lassen. Besucher werden mit der geographischen Lage und der historischen, geologischen, naturwissenschaftlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung der Region vertraut gemacht. Der Empfang ist durch zwei große Kübel voller Lavendel sehr sinnlich. Durch den Duft in der Nase fühlt man sich gleich wie in den riesigen Lavendelfeldern der Provence. "Der Lavendel ist die Seele der Haute Provence", schrieb Jean Giono, dessen Romane alle in dieser lichtdurchfluteten Landschaft spielen. Eine seiner Erzählungen liegt vollständig ausgedruckt am Ende der Ausstellung, als Hommage an Poeten der Povence wie den Literaturnobelpreisträger Frédéric Mistral , Alfons Daudet und Marcel Pagnol. Ein großer Teil der Präsentation ist dem 1912 Meter hohen Berg Mont Ventoux gewidmet. Auf dem windumtosten Gipfel verehrten die Kelten einst ihren Windgott und die Römer errichteten dort ein Heiligtum. Dichter und Denker huldigtem den Berg mit seiner einzigartigen Flora und Fauna. Es wachsen dort über 950 alpine und mediterrane Pflanzenarten – Heimat für 120 Vogelarten. Der größte Teil des Berges wurde 1990 zum Unesco-Naturschutzgebiet erklärt. Die historische Vergangenheit wird in alten architektonischen Bildern, in Fotos von Denkmalen und Dokumenten lebendig. Ab dem 2. Jahrhundert herrschten 600 Jahre die Römer im Land, hinterließen ein bauliches Erbe, wie man es kaum in Europa antrifft. Avignon mit dem pompösen Papstpalast gibt Zeugnis von Zentrum kirchlicher Macht vom 14. Jahrhundert bis zur Französischen Revolution.

Aber auch die lukullischen Genüsse werden in der Abtsküche wie stets gewürdigt: Wein, Oliven, Trüffelpilz, Pastis und vieles mehr. Zitate von Poeten aus aller Welt erhöhen den Reiz der Ausstellung und spiegeln den poetischen Zauber der Provence.

(ror)
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