Ratingen Händler klagt gegen Stadt

Ratingen · Obsthändler Ronald Aalbers sieht sich durch die neue Werbesatzung in seiner Existenz bedroht: Die Stadt will ihm die großen Auslagen nicht mehr genehmigen. Er zieht vors Verwaltungsgericht und sucht einen neuen Standort.

In der Bechemer Straße droht die Schließung eines "Magneten": Wenn Obsthändler Ronald Aalbers seinen Prozess gegen die Stadt Ratingen in Sachen Werbesatzung verliert, will er den Mietvertrag nicht mehr verlängern. Wie berichtet, wurde sein Antrag auf zwei Warenauslagen abgelehnt.

Bislang hatte er immer eine Sondernutzungsgenehmigung erhalten. Nun soll Schluss sein: Die umstrittene neue Werbesatzung erlaubt zwar Ausnahmen, doch das Rechtsamt hat auf stur geschaltet. Abstruse Begründung: Die Warenauslage verdecke die Fassade und beeinträchtige das historische Erscheinungsbild. Das Gebäude stamme aus dem Jahr 1983, sagt Aalbers.

Seit über 20 Jahren werde dort Obsthandel betrieben. Sogar im offiziellen Einkaufsführer der Stadt werde mit einem Bild seiner Auslagen Werbung für die Innenstadt gemacht. Unter anderem will die Stadt nicht die von ihm beantragten zwei Auslagen von jeweils fünf Meter Länge und 2,40 Meter Breite genehmigen. Ein Meter mal 80 Zentimeter seien nur noch erlaubt, so die Stadt mit Hinweis auf die Werbesatzung. "Das sind zwei Kisten mit Erdbeeren", sagt Aalbers.

Er betont, dass er besonders von den Auslagen lebe: Sein Ladenlokal ist nur 90 Quadratmeter groß. Er befürchtet Umsatzeinbußen zwischen 30 bis 40 Prozent: Das reiche bei der monatlichen Miete von über 3000 Euro nicht aus. Seinen Umsatz müsse er im Sommer erzielen. Dann seien zwölf bis 14 Mitarbeiter beschäftigt. Durch die Verkürzung der Gratis-Parkzeit von zwei auf eine Stunde gebe es eh schon weniger Kunden.

Er ist bereits auf der Suche nach einem neuen Standort. Im November 2013 läuft sein fünfjähriger Mietvertrag aus. Für ihn steht fest: In der Innenstadt will er nicht bleiben, sollte er den Prozess vor dem Verwaltungsgericht verlieren.

Das dürfte anderen Kaufleuten in der Bechemer Straße nicht egal sein — abgesehen davon, dass Etliche ähnlichen Ärger mit der Stadt haben: Denn Aalbers' Laden gilt als Magnet, als Frequenzbringer. Er selbst schätzt die Zahl der Kunden auf täglich etwa 400, davon seien etwa 100 nicht aus Ratingen. 60 Prozent seien Stammkunden, der Rest Laufkunden.

Schon 2009 wollte Aalbers modernisieren und in neue Theken investieren. Doch beim Ordnungsamt habe man damals schon auf die in Arbeit befindliche Werbesatzung verwiesen und keine Zusagen machen wollen. Jetzt habe er zu hören bekommen, er könne doch dagegen klagen. "Das mache ich jetzt", so Aalbers. Und: "In diese Straße investiere ich nichts mehr."

Er weiß die übrige Kaufmannschaft, die sich in der Interessengruppe Ratinger Einzelhandel organisiert hat, hinter sich. Ein Kunde habe ihm sogar finanzielle Unterstützung im Kampf gegen die Verwaltung angeboten. Denn in seinem Laden hängt sei neuestem ein großes Schild, mit dem Aalbers auf seine Not aufmerksam macht.

Schon zuvor hatte der Niederländer die Macht der Amtsdiener zu spüren bekommen: Er musste seinen lustigen Erdbeerbären entfernen und Werbung aus einem Fenster entfernen. Ihn stört auch, dass offenbar mit zweierlei Maß gemessen wird: Ein Supermarkt um die Ecke sei mit Werbung an der Fassade voll, und auch auf dem Platz am alten Steinhaus "gelten andere Regeln". In dieser Stadt passierten schon "komische Dinge".

Was Aalbers ärgert: "Es gibt bei der Stadt keinen Ansprechpartner, keinen Ombudsmann und auch kein Stadtmarketing." So sei die Klage gegen den ablehnenden Bescheid der einzige Ausweg. Aus der Politik sei bereits Entgegenkommen signalisiert worden. Doch es war der Rat, der die Werbesatzung abgesegnet hat. KOMMENTAR

(RP/rl)
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