Neuss Kita-Kinder profitieren von Reittherapie

Neuss · Das DRK-Familienzentrum Erfttal bietet seinen Schützlingen eine ganz besondere Unterstützung: Kinder mit Förderbedarf können eine Reittherapie besuchen, die ihre Motorik und ihre Konzentrationsfähigkeit verbessert.

 Für die Betreuung der KIta-Kinder braucht es ein großes Team – mit jeweils sechs Kindern kommen die Erzieherinnen Silke Korsitzka (2. v. li.) und Simone Mertens (2. vo. re.) zweimal pro Woche zum Nixhof.

Für die Betreuung der KIta-Kinder braucht es ein großes Team – mit jeweils sechs Kindern kommen die Erzieherinnen Silke Korsitzka (2. v. li.) und Simone Mertens (2. vo. re.) zweimal pro Woche zum Nixhof.

Foto: woi

Die dreijährige Mevanur hat einen schweren Start ins Leben: Sie ist körperlich und geistig behindert, kann noch nicht sprechen, nicht laufen. Doch in der Reithalle des Nixhofes in Selikum verändert sich das Verhalten des Kindes. Gerade noch musste das Mädchen auf dem Arm getragen werden, nun sitzt die Dreijährige selbstständig auf einem großen Pferd. Denn das Reiten ist für das Kita-Kind eine Therapie, um ihre Bewegungen zu verbessern. Gemeinsam mit weiteren Kindern des DRK-Familienzentrums Erfttal kommt Mevanur jede Woche zum Nixhof, um an der Reittherapie teilzunehmen.

"Die Kinder nehmen aus dieser Therapie richtig viel mit", sagt Erzieherin Silke Korsitzka, die gemeinsam mit Kollegin Simone Mertens für die Betreuung während der Therapiestunde zuständig ist. Jeden Montag und Dienstag kommen jeweils sechs Kinder zum Nixhof, um dort abwechselnd auf zwei Therapiepferden zu reiten.

Die Kleinen besuchen im DRK-Familienzentrum entweder die integrative Gruppe — dann wird die Therapie finanziell gefördert —, oder die Kita hat bei ihnen einen Förderbedarf erkannt, dann wird das Reiten mithilfe von Spenden und Elternbeiträgen gestemmt.

"Die Kinder haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse", erläutert Korsitzka. Zum Beispiel können die Jungen und Mädchen in der Reittherapie Probleme bei der Motorik ausgleichen oder ihre Konzentrationsfähigkeit stärken. Außerdem macht das Reiten auf den Pferden Spaß: "Ich kann sogar schon freihändig auf dem Pferd sitzen", erzählt der sechsjährige Jeremy. Er ist durch das Reiten aufmerksamer geworden, ist weniger "zappelig".

Das liege vor allem daran, dass beim Reiten automatisch die Körperspannung gefördert werde, erläutert Ergotherapeutin Kristina Kunze, die beim RSV Neuss-Grimlinghausen den Bereich Therapie leitet. "Jeder Reiter passt sich den Bewegungen seines Pferdes an, das gilt nicht nur für Kinder mit Förderbedarf, sondern auch im regulären Sport", sagt Kunze, die während der Reitstunde neben den Therapiepferden läuft und mit den Kindern Übungen macht, die genau auf sie zugeschnitten sind — darunter viele Übungen, die aus dem Voltigieren kommen. "Wir treffen uns nicht nur in der Reithalle, sondern auch in der Kita", erzählt die Ergotherapeutin.

Dort ist Zeit, über den Entwicklungsstand der Kinder zu sprechen und weitere Schritte zu überlegen —etwa wie man die Eltern in das Projekt einbeziehen kann. Die wurden in diesem Jahr eingeladen, sich selbst einmal auf die Pferde zu setzen. "Das war für alle ein Aha-Erlebnis", sagt Erzieherin Simone Mertens. Die Erwachsenen erlebten, wie die Voltigier-Übungen die Kinder fordern und fördern, wie auf dem Pferderücken der eigene Körper plötzlich ganz neu spürbar wird. Für die Eltern sei es wichtig zu wissen, dass es sich nicht um "Hoppe Hoppe Reiter" handele, sondern um eine Therapie, bei der die Kinder aktiv an sich arbeiten, sagt Mertens.

Im Fall von Mevanur, deren Behinderung dazu führt, dass sie in den Gliedmaßen — etwa in den Händen — stark verkrampft, sind die guten Ergebnisse besonders deutlich sichtbar: Es war die Reittherapie, die der Dreijährigen ermöglichte, sich derart zu entspannen, dass sich ihre kleinen Fäuste öffnen und sie das Greifen lernen kann. "Für Mevanur war das ein wichtiger Entwicklungs-Schritt", sagt Simone Mertens. Solche Erfolge seien der Ansporn, weiterzumachen. "Den Kindern tut die Reittherapie einfach gut", sagt Mertens.

(NGZ)
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