Neuss IG Metall: Zitterpartie für Ruia bis zum Jahresende

Neuss · Trotz des anstehenden Weihnachtsfestes wird es auch die nächsten Tage bei dem insolventen Automobilzulieferer Ruia nicht ruhig. "Wir führen viele Gespräche mit Mitarbeitern, aber auch mit dem Insolvenzverwalter", berichtete Heiko Resse von der IG Metall Düsseldorf-Neuss gestern.

"Wir warten alle auf die Reaktion vom Investor Whitesell." Oder die Nichtreaktion. Denn bis zum 31. Dezember hat die US-Firma die Option zu erklären, dass sie Ruia übernimmt. Zurzeit sind bei dem Spezialisten für Schrauben- und Verbindungstechnik an den vier Standorten in Neuss, Beckingen, Neuwied und Schrozberg etwa 1300 Beschäftigte tätig.

Am besten wäre es aus Sicht der Gewerkschaft, wenn sich Whitesell gar nicht äußere und den 31. Dezember und damit die Option verstreichen lasse. "Dann hätten beide Seiten ein Rücktrittsrecht von dem Vertrag, also auch der Insolvenzverwalter. Und dann wären wieder alle Möglichkeiten offen", sagt Reese.

Belegschaft, Unternehmensleitung und Gewerkschaft haben diese Woche gemeinsam gegen die geplante Übernahme durch das US-Unternehmen protestiert, weil sie dadurch den Fortbestand von Ruia gefährdet sehen. Sie befürchten, dass Kunden verprellt werden könnten. Whitesell wies dies zurück. Die "Whitesell Group" ist ein Zusammenschluss mehrerer Unternehmen aus der metallverarbeitenden Industrie, die in der Komponentenherstellung tätig sind.

Für den US-Investor wäre die Übernahme von Ruia der erste Standort in Europa, berichtet Reese. "Bisher hat er außerhalb von Amerika nur ein kleines Standbein in Asien." Deshalb liege Whitesell möglicherweise so viel an Ruia. "Wirtschaftlich gesehen macht es keinen Sinn, ein Unternehmen zu übernehmen, wenn man gleich mit einem schlechten Verhältnis zu Kunden, Mitarbeitern und Geschäftsleitung startet", sagt der Gewerkschaftsgeschäftsführer. "So etwas geht doch sofort den Bach hinunter."

2011 hatte der indische Investor Ruia den insolventen Automobilzulieferer Acument, ehemals Bauer und Schaurte, an der Further Straße übernommen. Schon nach einem Jahr musste erneut Insolvenz beantragt werden.

(sug)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort