Serie Ein Blick In Das Atelier als ein Labor für Fotoarbeiten

Neuss · Karin Geiger hat ihr Atelier im Neusser Hafen. Die wichtigste Arbeit aber findet außerhalb statt – auf der Suche nach spannenden Motiven für die Arbeiten der Fotografin. Eigentlich sei das Hafengebiet ihr Studio, sagt die Künstlerin.

 Karin Geiger gewährt einen Blick in ihr Atelier im Hafen. Einige Jahre standen die Räume leer, drei Monate hat die Künstlerin renoviert.

Karin Geiger gewährt einen Blick in ihr Atelier im Hafen. Einige Jahre standen die Räume leer, drei Monate hat die Künstlerin renoviert.

Foto: Andreas Woitschützke

Karin Geiger hat ihr Atelier im Neusser Hafen. Die wichtigste Arbeit aber findet außerhalb statt — auf der Suche nach spannenden Motiven für die Arbeiten der Fotografin. Eigentlich sei das Hafengebiet ihr Studio, sagt die Künstlerin.

Die Gegend um das Hafenbecken 3 ist eher unwirtlich. Große Containerkräne, Lagerhallen und natürlich das Wasser, auf das sich vereinzelt ein Kanute verirrt, bestimmen das Bild. Und dennoch entsteht gerade in diesen rauen Industrielandschaften oft auch Kunst, die Fotografin Karin Geiger hat dort ihr Atelier. Und nur ein Hafenbecken entfernt, im Atelierhaus an der Hansastraße, hat eine ganze Schar von Künstlern ihre Produktionsstätten in dieses Industrie-Gelände verlegt.

Trotz dieser Umgebung hat Karin Geiger, deren Atelier in einem Bürogebäude an der Danziger Straße liegt, sich eines auf die Fahnen geschrieben: "Bloß nicht in Industrieromantik verfallen." Großformatige Schwarz-Weiß-Bilder lehnen an den Wänden oder liegen auf der großen Arbeitsfläche mitten im Raum. Eine komplette Wand ist mit Fachliteratur bestückt, es sind hunderte Bücher, die sich mit Fotographie, Kunstgeschichte und verschiedensten Ausstellungen befassen.

Einige Jahre standen die Räume im obersten Geschoss leer, drei Monate hat Karin Geiger renoviert, bis sie ihr Atelier vor etwa sieben Jahren bezogen hat. Anders als bei Künstlern, die malen oder bildhauern, ist das Atelier von Karin Geiger nicht der Ort, an dem ihre Kunst entsteht. Nur äußerst selten benutzt sie die Räume als Fotostudio um Sachfotografie — Porträtfotos von Handtaschen oder anderen Gegenständen — zu betreiben.

"Das Licht hier ist eigentlich ganz toll, um zu fotografieren", sagt Geiger mit Blick auf die große Fensterfront. "Aber meine Motive finde ich eher draußen, eigentlich ist das Hafengebiet mein Atelier", ergänzt sie schmunzelnd. Meist habe sie konkrete Bildideen und wisse, welches Motiv sie in Szene setzen will. "Bis es genauso aussieht, wie ich es haben will, kann es aber dauern. Zeit ist ein wichtiger Faktor", erzählt die Fotografin, die in Düsseldorf und Vancouver Kunst studiert hat. "Es kann passieren, dass ich wieder und wieder ein und demselben Ort aufsuche, den ich fotografieren will, irgendwann kommt der Moment und Licht und Atmosphäre sind so, wie ich es mir vorgestellt habe."

Oft spielen auch Menschen eine Rolle in Geigers Bildern, sie interessiert sich besonders für die soziale Nutzung von Orten. Die Selbstversunkenheit des Einzelnen innerhalb einer Gruppe ist ein wiederkehrendes Thema in ihren Arbeiten. "Ich setze meine Bildideen oft mit Leuten um, die ich vor Ort treffe. Ich lege dabei zwar den äußeren Rahmen fest, lasse aber Freiraum und sehe, was sich entwickelt. So entsteht eine Art Bühne, deren Geschehen ich festhalten kann."

Immer wieder bieten sich ihr aber auch ganz unverhofft neue Fotomotive, etwa, wenn sie mit ihrer Hündin Briska in der Hafengegend unterwegs ist. Ihre "kleine" Kamera hat Geiger immer dabei. "Wenn mich Motiv fasziniert, komme ich noch einmal mit Stativ und größerer Kamera zurück um das Foto zu machen." Das Ergebnis einer solchen Arbeit war gerade in der aktuellen Ausstellung "Die Grosse" im Museum Kunstpalast in Düsseldorf zu sehen. Für diese Schau waren zwei großformatigen Arbeiten ausgesucht worden.

(suzo)
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