Nettetal Unheimliches und Spannendes auf dem Schulweg

Nettetal · "De Scholweäch" ist ein unerschöpfliches Thema. Das jedenfalls hat der frühere Lehrer Willi Lehnen herausgefunden. Das Thema stand im Mittelpunkt der ersten Runde "Jüüte vertälle" im Parkstübchen "Für viele war das früher en keävelsche Rees" stellte er fest.

Damit ist die Mühsal gemeint, dass Schüler zu seiner Zeit etliche Kilometer zu Fuß, meist auf Klompen, zur Schule und nach Hause zurücklegten. Die weitesten Wege hatten in Hinsbeck Schüler, aus Müllem. Das gehört zwar zu Wankum, aber das ist noch weiter weg als Hinsbeck.

Unterwegs wurde auch viel Unsinn gemacht. So warfen Jungs mit Steinen "Pöttsches" kaputt: Sie zielten auf die Porzellanisolatoren an Telegrafenleitungen, berichtete Ludwig Feuser. Josef Klaas erzählte, dass Kinder manchmal aus Angst "riesige Umwege" machten. Ihm erging es so, als er vor mehr als 70 Jahren auf dem Heimweg als an der Johanneskapelle auf "fahrendes Volk" mit Wohnwagen stieß — und ein Tanzbär um die Kapelle tobte. "Da haben wir kehrtgemacht sind einen viel weiteren Weg gegangen." Hunde waren auch oft Angstmacher. "Sie jagten uns, bellten und bissen", erinnerte sich Ludwig Feuser. Allerdings waren sie auch nicht ganz unschuldig. So kürzten Homberger Kinder den Weg über den Innenhof des Bauern Klaas ab — und ärgerten den Hund im Zwinger.

"Bei kaltem Wind gingen wir auch schon mal rückwärts", erzählte Lehnen. Jungs gingen auch im Winter mit kurzen Hosen raus. "Wir waren zu stolz, um lange Strümpfe zu tragen", so Lehnen. An "gestrickte Leibchenhosen" erinnerte Dieter Snyders unter Gelächter.

Es gab auch seltsame, für Kinder unheimliche Begegnungen. In einem alten Haus in Schmaxbruch wohnte eine alte Frau. Die Kinder rannten vorbei und nannten es das Hexenhaus. Am Bahnübergang in Breyell träumten Kinder von weiten Reisen, wenn der "Hoek-van-Holland-Express" vorbeirauschte. Alle kannten die Geschichten und Gedichte über die Kornmuhme, den Geist, der angeblich im Getreide Kinder fängt.

Der Schulweg änderte sich Ende der 1960er-Jahre mit der Schulreform. Nun war der Weg weiter, es wurden Schulbusse eingesetzt. Es gab auch kritische Stimmen: Heute würden Kinder von Eltern bereits auf wenigen hundert Metern mit den Autos zur Schule gebracht, nur weil es regne. Dabei gebe es viel bessere Schutzkleidung als früher. Und ein bisschen frische Luft und Bewegung tue Kindern gut.

(RP)
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