Mönchengladbach Schilddrüsen-OP per Kamera

Mönchengladbach · Zum ersten Mal hat der Chirurg Olaf Horstmann in den Städtischen Kliniken eine Patientin über eine Kamera an der Schilddrüse operiert. Bei dem Eingriff wird das Gerät durch einen kleinen Schnitt am Hals eingeführt. Statt einer langen Narbe bleibt für die Patienten nur ein dünner Strich zurück.

 Chefarzt Olaf Horstmann vom Elisabeth-Krankenhaus begutachtet die Wunde am Hals seiner Patientin Irina Jakobi. Durch einen kleinen Schnitt hatte er einen Teil ihrer Schilddrüse entfernt.

Chefarzt Olaf Horstmann vom Elisabeth-Krankenhaus begutachtet die Wunde am Hals seiner Patientin Irina Jakobi. Durch einen kleinen Schnitt hatte er einen Teil ihrer Schilddrüse entfernt.

Foto: Isabella Raupold

Noch ist die Wunde an Irina Jakobis Hals leicht gerötet und geschwollen. Bald jedoch wird sie wohl nur noch ein schmaler Strich an ihre Schilddrüsen-Operation erinnern, die gleichzeitig eine Premiere für die Städtischen Kliniken war: Zum ersten Mal entfernte der Chrirug Olaf Horstmann im Elisabeth-Krankenhaus Schilddrüsengewebe mit Hilfe einer Kamera über einen winzigen Schnitt am Hals.

Die Methode allerdings ist nicht neu: Ein italienischer Chirurg entwickelte Ende der 1990er Jahre das Verfahren, das minimal-invasiv ist — so wenig eingreifend wie möglich. "Natürlich geht es vor allem darum, eine Erkrankung zu heilen. Aber für den Patienten ist auch wichtig, welche Narben dabei entstehen", sagt Olaf Horstmann, der am Elisabeth-Krankenhaus die Abteilung Allgemein-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie leitet.

Bei einer konventionellen Operation bleibt durch den langen Schnitt eine Narbe von bis zu zehn Zentimetern zurück, die sich wie ein Band über den Hals zieht. Gerade Frauen, die deutlich häufiger als Männer unter Schildrüsenproblemen leiden, empfinden das oft als regelrecht entstellend.

Seit Jahren testen Mediziner deshalb Operationsverfahren, mit denen sie ihren Patienten dieses vorwiegend kosmetische Problem ersparen können: Einige versuchen, das Schilddrüsengewebe über einen Schnitt in der Achselhöhle und an der Brustwarze zu entfernen, andere blähen einen Raum im Hals mit CO2 auf, um in diesem Hohlraum operieren zu können. Keine der beiden Methoden hat sich durchgesetzt: Als Ausgleich für die kleinere Narbe hatten die Patienten oft mit umso größeren Nebenwirkungen zu kämpfen.

"Manchmal waren die Nerven im Arm oder die Stimmbänder betroffen", sagt der Chirurg. Irina Jakobi hatte bereits sechs Jahren Probleme mit der Schilddrüse, nahm Tabletten. Als sie plötzlich Schmerzen beim Schlucken hatte und schlecht Luft bekam, entschloss sie sich zur Operation. Sie hatte Glück: Der linke Teil ihrer Schilddrüse war noch klein genug, um ihn per Knopflochchirurgie zu entfernen. Das sei nicht immer möglich, sagt Olaf Horstmann: "Wenn die Schilddrüse schon operiert wurde oder sie zu stark vergrößert ist, muss man konventionell operieren."

Für die minimal-invasive Operation kaufte das Krankenhaus spezielle, filigrane Instrumente, die nötig sind, um Blutgefäße schonend zu versiegeln und Gewebe zu entfernen. Während des Eingriffs hielt ein Arzt die Wunde mit Haken offen, ein anderer führte die Kamera; Olaf Horstmann operierte mit Blick auf den Monitor. Dabei überprüfte er auch, ob Irina Jakobis Stimmbandnerven funktionierten — ab und an werden die empfindlichen Bänder während der Operation verletzt.

Nach einer Dreiviertelstunde war alles vorbei. Wird die Schilddrüse ganz entfernt, dauert es doppelt so lange. Die Operation gilt als sicher und schonend: Nach zwei Tagen können die Patienten das Krankenhaus verlassen. "Mir geht es gut", sagt Irina Jakobi — und das ist hörbar. Ihre Stimmbänder sind nicht gereizt, auch Schmerzen hat sie kaum. Olaf Horstmann, der zuvor in den Sana-Kliniken in Düsseldorf arbeitete und etwa 100 Patienten mit dieser Methode operiert hat, möchte sie nun häufiger anwenden. Dazu wird der bald Gelegenheit haben: Die nächsten Patienten stehen schon auf der Warteliste.

(RP/rl)
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