Mönchengladbach Auch sie waren einmal Flüchtlinge

Mönchengladbach · Hans Meyer, Peter Uhler, Marcel Witeczek: Eine Ausstellung in der Geneickener Sparkassenfiliale zeigt zehn Gladbacher Persönlichkeiten, die Opfer von Flucht und Vertreibung waren - und stellt dar, was sie für die Stadt geleistet haben.

Flüchtlingsunterkunft in Sporthalle in Mönchengladbach
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Mönchengladbach: Flüchtlingsunterkunft in Sporthalle

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Flucht und Vertreibung sind die großen Themen dieser Zeit. Alleine in Mönchengladbach werden dieser Tage rund 200 weitere Flüchtlinge erwartet. Was heute viele Menschen bewegt, ist jedoch nichts Neues. Als Folge der NS-Zeit kamen vor 70 Jahren rund 20 000 Flüchtlinge nach Mönchengladbach. Viele, die heute noch leben, sind im Bund der Vertriebenen organisiert. Er hat nun eine Ausstellung über zehn Mönchengladbacher Persönlichkeiten auf die Beine gestellt, die ebenfalls Opfer von Flucht und Vertreibung waren. Drei Wochen lang ist diese außergewöhnliche Ausstellung in der Geneickener Filiale der Stadtsparkasse zu sehen. Sie zeigt, woher die Menschen kamen und was sie später für die Stadt getan haben. Nach Ende der Ausstellung bekommen Schulen die Möglichkeit, die Leinwände zu zeigen.

"Als Folge des Zweiten Weltkriegs verloren rund 15 Millionen Deutsche ihre Heimat. Die Alliierten hatten die Aufteilung Deutschlands und die Festlegung neuer Grenzen im Osten beschlossen. Die dort wohnenden Deutschen mussten ihre Heimat verlassen", erzählt Wilhelm Mahn. Der Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen war selber betroffen. Er stammt aus Pommern. Während des Krieges flohen viele vor der herannahenden Roten Armee und wurden zum Teil von ihr überrollt. "So grausam die von den Deutschen ausgehenden Gräueltaten auch waren, darf man nicht vergessen, dass die Deutschen auch Opfer waren", sagt Mahn. Die Flüchtlinge von damals kamen unter anderem aus Ost- und Westpreußen, Pommern, Ostbrandenburg und Ober- und Niederschlesien.

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Foto: Kai Jürgens

Auch damals standen viele Menschen den Flüchtlingen kritisch bis ablehnend gegenüber. Wilhelm Mahn hat dafür Verständnis. "Die Städte, in die wir kamen, waren zerstört, und die Menschen, die dort lebten, hatten selber nichts. Es gab keine Fabriken, Häuser und Arbeitsplätze mehr", erinnert er sich. Doch zusammen mit der Bevölkerung bauten sie die Stadt wieder auf. Viele der damaligen Flüchtlinge schafften es, bekannte Gesichter der Stadt zu werden. Einer von ihnen ist Werner Wolf. "Ich floh 1946 als Zwölfjähriger aus Niederschlesien", erzählt er. Fünf Monate war er unterwegs auf Ochsenwagen, zu Fuß und mit Güterzügen. Am 8. September 1946 kam er am Bahnhof Geneicken an. "Ich bin den Menschen so dankbar. Wir sind sehr freundlich empfangen worden", erzählt der 81-Jährige. Ihn zog es 1955 in die Politik. Dort war er eine der zentralen Persönlichkeiten, die zur Fusion von Rheydt und Gladbach beitrugen. Große Verdienste errang er als Bezirksvorsteher von Giesenkirchen.

Kurt Weigelt kam aus Oberschlesien. Vertrieben wurde er im Mai 1946 von polnischen Milizen. Der damals 13-Jährige kam schließlich in Hildesheim an. In Gladbach gehörte er seit 1979 der Bezirksvertretung Stadtmitte an. Auch Bernhard Bude wurde 1946 von polnischen Milizen vertrieben. Er stammt aus Schlesien und kam wie Werner Wolf am Bahnhof Geneicken an. In Giesenkirchen gehörte er zehn Jahre der CDU an. Helmut Harbisch floh vor 1945 vor den Tschechen, die sich an Deutschen rächten. Nach mehreren Stationen in Deutschland zog er 1967 nach Gladbach. Bis zum Jahr 2000 gehörte er dem Landtag NRW an.

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Foto: dapd, dapd

Auch drei Borussen gehören zu denen, die gezeigt werden. Klaus-Dieter Sieloff kam 1944 als Zweijähriger aus Ostpreußen. Seine Familie floh vor der Roten Armee und lebte zunächst in Kiel auf einem Schiff. Von 1969 bis 1974 spielte er für Borussia. Marcel Witeczek kam erst 1980 als Zwölfjähriger aus Polen. Seine Familie gehörte dort einer deutschen Minderheit an. Von 1997 bis 2003 spielte er für Borussia und arbeitet heute bei der AOK. Auch Borussias Präsidiumsmitglied Hans Meyer erlebte die Flucht. Aus Böhmen stammend, floh er 1945 mit seiner Mutter und den drei Geschwistern nach Thüringen.

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Foto: Paula Elsholz

Die Familie des ehemaligen CDU-Bezirksvertreters Peter Uhler stammt aus Slowenien. Dr. Rudolf Wlaschek floh aus dem Sudetenland. Zuvor war er in russischer Kriegsgefangenschaft. 1949 kam er nach Gladbach. Ab 1952 gehörte er 32 Jahre lang dem Rat, dem Kultur- und dem Sozialausschuss an.

(cli)
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