Fotos Düsseldorf: Hier sollen Flüchtlinge untergebracht werden

Die Zahlen der Zuweisungen steigen rasant – und die Stadt muss inzwischen ungewöhnliche Wege gehen, um Raum zu schaffen.
Auch in der Hochschulsportanlage der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sollen ab dem 3. August Flüchtlinge untergebracht werden.

In die Diskussion wurden auch Schiffe gebracht, auf denen Flüchtlinge untergebracht werden könnten. Wir zeigen, welche Unterkünfte noch denkbar sind.

Gebäude der Kirchen
Stand der Dinge Beide Kirchen kooperieren eng mit der Stadt. Dechant Michael Dederichs schließt beim Thema Unterbringung nichts aus. "Bevor vom Schicksal schwer getroffene Menschen in der kälteren Jahreszeit unwürdig draußen kampieren müssen, sollten wir ihnen auch die Kirchen selbst als Unterkunft öffnen." Das sei sicher nicht populär, aber zutiefst christlich. Freilich müssten zuvor erst alle anderen Möglichkeiten genutzt werden. Neben dem ehemaligen Pfarrhaus in Niederkassel stellt die Kirche im Linksrheinischen auch den Pfarrsaal der Bunkerkirche (über der Kita) als sofort nutzbare Unterkunft bereit. Genauso offen zeigt sich für die evangelische Kirche Superintendentin Henrike Tetz. Auch sie schließt Unterbringungen in Kirchen nicht aus, allerdings seien die meisten der Gebäude nur sehr bedingt geeignet. Zu den kirchlichen Immobilien, die Gemeinden zumindest für eine gewisse Zeit angeboten haben, gehören laut Tetz eine Pfarrerwohnung in Garath sowie ein Gemeindezentrum der Friedenskirchengemeinde.
Wahrscheinlichkeit Hoch. Menschen in Not zu helfen, sehen die Kirchen als ihren Auftrag.

Heime, Ämter und Turnhallen
Stand der Dinge In diesem Bereich schafft die Stadt, teils in Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden und Kirchen, ständig neue Kapazitäten. Der Bogen reicht vom ehemaligen Finanzamt an der Roßstraße über eine für den Abriss vorgesehene Kita (Quadenhof) über Turnhallen bis hin zu ehemaligen Altenheimen. Ein Beispiel für die letzte Kategorie ist das Ferdinandhaus der Diakonie an der Mantenstraße in Gerresheim. Dort feierten gestern Nachbarn für rund 30 Flüchtlinge, die mindestens einen behinderten Angehörigen haben, ein Willkommensfest. Ob die zurzeit fünf Turnhallen an Schulen zum Schuljahresbeginn wieder für den Unterricht bereit stehen, ist offen. "Wir streben das an, können es aber im Moment nicht garantieren", sagt Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch. Betroffen sind Hallen an der Gerresheimer Landstraße, der Kalkumer Straße, der Friedensstraße sowie der Stettiner Straße. Zumindest einige Flüchtlingsbetreuer diskutieren auch über die ehemaligen Bedienstetenwohnungen der Ulmer Höh, dem früheren Gefängnis.
Wahrscheinlichkeit Hoch. Auf (frühere) Amtsräume und Schulgebäude haben Stadt und Land Zugriff.

Traglufthallen
Stand der Dinge Per Fax hat die Stadt bei dem Berliner Unternehmen Paranet zwei große Traglufthallen bestellt. Jede hat eine Größe von rund 72 mal 36 Metern, ist neun Meter hoch und bietet Platz für jeweils 300 Personen. Die Dachplane wird von einem künstlich erzeugten Überdruck oben gehalten. Die nun bestellten Modelle der Hallen, die in Deutschland auch schon für Schwimmbäder, Schulen oder Messeveranstaltungen genutzt werden, sind unterteilt in jeweils 50 Schlafkabinen für zwei Personen, versehen mit zwei Meter hohen Trennwänden. Die Hallen haben jeweils einen großen Küchen- und Sanitärbereich, auch Waschmaschinen können aufgebaut werden. Sie sind beheiz- und belüftbar und lassen 70 Prozent Tageslicht durch. Die Kosten liegen bei 95.000 Euro pro Halle und Monat.
Wahrscheinlichkeit Sehr hoch, denn zwei Exemplare sind bereits bestellt. Sie sollen in der Zeit zwischen 21. und 30. September in Betrieb genommen werden. Wo genau in Düsseldorf sie aufgebaut werden, stand gestern nach Angaben der Stadt noch nicht fest. Es müsse, so hieß es, noch eine letzte Bauabnahme erfolgen.

Ehemalige Sportplätze
Stand der Dinge Wenn für die Unterbringung von Flüchtlingen noch mehr Zelte von der Stadt bestellt und aufgebaut werden (siehe Artikel zu den Zelten der Schützen), rücken laut der Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch frühere, inzwischen nicht mehr genutzte Sportplätze in den Fokus. Welche genau das sein könnten, wird im Vagen gelassen. Auch der Leiter des Sportamts, Pascal Heithorn, gibt sich bedeckt: „Wir prüfen noch Standorte, es gibt aber noch nichts Konkretes“, sagt er auf Nachfrage. Tatsächlich gibt es solche Überlegungen in der Stadtverwaltung bereits seit Längerem. Zu hören ist immer wieder eine Sportfläche am Flinger Broich. Noch genutzte Sportplätze sind derzeit dafür nicht im Gespräch – das könnte sich aber mit steigenden Flüchtlingszahlen auch noch ändern. Schließlich wurden bereits Turnhallen, die von Schülern und auch Sportvereinen genutzt werden, als Unterkünfte hergerichtet. Zwar nur für den Übergang, aber laut Koch werden sie nach Ende der Ferien nicht wieder freigegeben sein.
Wahrscheinlichkeit Sehr hoch, auch wenn noch keine Standorte genannt werden. Offen ist, wie es in den Wintermonaten wird.

Wohnungen und Büros
Stand der Dinge Für kommenden Dienstag hat Bürgermeister Günter Karen-Jungen (Grüne) Vertreter führender Maklerfirmen eingeladen. Thema des Gesprächs: Welche Nischen bietet der private Wohnungsmarkt? Ein Aufhänger ist das Wuppertaler Modell. Dort hat die Stadt rund 80 Prozent der Betroffenen in Mietwohnungen untergebracht. Freilich hat Düsseldorf kaum Leerstände – außer im Bürobereich, doch da fehlen oft die baulichen Voraussetzungen. Wohnraum ist teuer und knapp. Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch wäre schon zufrieden, wenn sie wenigstens die 300 anerkannten Asylbewerber privat unterbringen könnte. Theoretisch möglich: eine Zweckentfremdungs-Verordnung wie sie Bonn bereits hat. Damit könnte die Stadt auf nicht genutzten Wohnraum zugreifen. Jörg Schnorrenberger, Vorsitzender des Rings Deutscher Makler, glaubt nicht, dass in Düsseldorf irgendetwas zu holen ist. "Eigentümer finden hier genug Mieter ohne Flüchtlingshintergrund. Viele denken – das weiß ich aus Gesprächen –, dass es mit einer Flüchtlingsfamilie im Haus für sie irgendwie kompliziert werden könnte."
Wahrscheinlichkeit Gering.
