Mönchengladbach Altkleider-Handel: Karitativ und lukrativ

Mönchengladbach · Gebrauchte Textilien sind begehrt. In der Stadt wird abgelegte Kleidung in vielen Fällen sinnvoll weiterverwendet. Bedürftige Menschen werden unterstützt, Jobs geschaffen. Aber es gibt auch schwarze Schafe unter den Sammlern.

 Beim Volksverein wird neu hereingekommene Kleidung von Mitarbeitern wie Martina Krings sortiert und aufgebügelt. Viele setzen auf Secondhand-Kleider, auch weil mögliche Giftstoffe mit Sicherheit rausgewaschen sind.

Beim Volksverein wird neu hereingekommene Kleidung von Mitarbeitern wie Martina Krings sortiert und aufgebügelt. Viele setzen auf Secondhand-Kleider, auch weil mögliche Giftstoffe mit Sicherheit rausgewaschen sind.

Foto: Isabella Raupold

Die Menge der Kleidungsstücke, die die Deutschen jährlich aussortieren, ist gigantisch: 750 000 Tonnen Gebrauchttextilien kommen in zwölf Monaten zusammen. Die Sammlung und Verwertung von Secondhand-Kleidung ist ein gutes Geschäft, jedenfalls für die im großen Stil und weltweit tätigen Händler. Aber gebrauchte Kleidung kann auch in der Region sozialen Zwecken dienen und vor Ort sinnvoll verwendet werden.

Die großen Gladbacher Sozialeinrichtungen Volksverein und Hephata betreiben Secondhand-Shops in Mönchengladbach, und zwar mit großem Erfolg. Allein der Volksverein verkauft in einem Jahr in seinen fünf Läden 32 Tonnen Kleidung. Die Käufer kommen inzwischen aus allen Schichten. "Vor zwanzig Jahren kauften nur Leute gebrauchte Kleidung, die sich nichts anderes leisten konnten", sagt Wilfried Reiners, Geschäftsführer des Volksvereins. "Das hat sich grundlegend geändert." Anne Schattka, für den Bereich der Gebrauchtkleidung und der Kleiderläden des Volksvereins zuständig, bestätigt: "Wir haben viel absolut hochwertige Ware, darunter viele Markenprodukte, und das lockt die Schnäppchenjäger. Aber es hat sich auch das Bewusstsein gewandelt. Die Kunden kaufen auch die Secondhand-Kleidung, weil mögliche Giftstoffe mit Sicherheit rausgewaschen sind."

Der Laden läuft also beim Volksverein, und damit werden auch Arbeitsplätze geschaffen. Fünf bis sechs Mitarbeiter sind regelmäßig damit beschäftigt, die neu hereinkommende Kleidung zu sortieren, zu kontrollieren und aufzubügeln.

In den fünf Läden arbeiten außerdem jeweils zwei Vollzeit- und drei Teilzeitkräfte im Verkauf. So werden auch Langzeitarbeitslose wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt. "Ich erlebe immer wieder, wie die Menschen durch die Arbeit aufblühen", sagt Anne Schattka. Das wissen auch die Spender, die die Arbeit des Volksvereins bewusst mit oft hochwertigen Kleiderspenden unterstützen.

Es kommt aber nicht alles in den Laden. Was nicht mehr gut genug ist, wird aussortiert und zu Dämmmaterialien oder Putzlappen weiterverarbeitet. "Wir können einen fast geschlossenen Kreislauf nachweisen", betont Geschäftsführer Wilfried Reiners.

In Mönchengladbach gibt es noch weitere Möglichkeiten, gebrauchte Kleidung sinnvoll weiterzuverwenden, in den Kleiderkammern von Diakonie und Caritas beispielsweise. "Wir haben immer Bedarf", sagt Heike Wegner vom Café Pflaster, dem Tagestreff des Diakonischen Werks für Wohnungslose am Kapuzinerplatz. "Unter unseren Besuchern sind jede Woche fünf bis sechs, die Kleidung brauchen. Oder auch mal einen Schlafanzug, weil sie ins Krankenhaus müssen." Es werde aber immer darauf geachtet, dass kein Missbrauch mit den kostenlos abgegebenen Sachen getrieben werde. Was von den Kleiderkammern nicht verwertet werden kann, landet oft bei der Siebenbürgenhilfe. Dieses Hilfsprojekt, unter dem Dach des Diakonischen Werks angesiedelt, sammelt regelmäßig für soziale Einrichtungen in Rumänien. Auch ein Secondhand-Laden im siebenbürgischen Heltau wurde gegründet, damit Arbeitsplätze geschaffen und gleichzeitig bezahlbare Kleidung für die Bevölkerung bereitgestellt. Inzwischen gehen 16 Lkw jährlich nach Rumänien. "Es gibt dort praktisch keine Bekleidungsgeschäfte mehr, weil sich die Bevölkerung Neuware gar nicht leisten kann", sagt Ilse Harff, Organisatorin der Hilfsaktion.

Schließlich stehen auch noch viele Container zur Altkleidersammlung im Stadtgebiet bereit. Die hier gesammelte Kleidung wird im Allgemeinen an Großhändler weiter verkauft. Der Erlös kommt bei sozialen Einrichtungen Hilfsprojekten zugute.

Vorsicht ist allerdings immer geboten: Auf diesem Gebiet tummeln sich viele schwarze Schafe, die karitative Absichten nur vortäuschen. Vor allem, wenn kräftig auf die Tränendrüse gedrückt wird, aber unter der auf den Containern oder den Sammeleimern angegebenen Handynummern niemand zu erreichen ist, sollten die Alarmglocken schrillen — dann doch lieber die Kleidung beim nächsten Secondhand-Shop vorbei bringen. Oder die Freundinnen und Freunde zu einer Tauschparty einladen. Das wird bei jungen Leuten immer beliebter.

(arie)
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