Erkrath Stadt hat ein Auge auf Babys

Düsseldorf · Ab Juni kommt ein Sozialarbeiter bei Eltern von Neugeborenen vorbei und bietet Hilfe und Unterstützung an. Der Besuch ist freiwillig und soll nichts mit einer Kontrolle der häuslichen Verhältnisse zu tun haben.

Der Fall des im Alter von zwei Jahren an den Folgen brutaler körperlicher Gewalt gestorbenen Kleinkindes Kevin aus Bremen erschütterte vor zwei Jahren die Republik. Die Meldungen über Kindestötungen reißen seitdem nicht ab. Möglicherweise haben in einigen Fällen die Behörden versagt. Das hat Politiker aller Parteien aufgeschreckt. Die Stadt Dormagen hat ein Konzept entwickelt, das Kinder vor Vernachlässigung schützen soll. Hauptansatzpunkt: Sozialarbeiter der Stadt besuchen Eltern, die gerade ein Baby bekommen haben, in ihrer Wohnung.

„Willkommen im Leben“

Das so genannte Dormagener Modell soll unter dem Namen „Baby-Begrüßungspaket“ ab Juni auch in der Stadt Erkrath umgesetzt werden. Der Jugenhilfeausschuss der Stadt beschloss nun einstimmig, mit 30 000 Euro jährlich eine Stelle für einen Sozialarbeiter einzurichten, der in Erkrath für die Eltern von jährlich rund 350 neugeborenen Kindern zuständig ist. Ins Gespräch gebracht hatte das Thema die Partei BmU. Dabei gehe es nicht darum, auf aktuelle Ereignisse zu reagieren, sondern um ein langfristiges Konzept unter dem Motto „Kinderschutz und Familienhilfe von Anfang an“.

Eltern von Neugeborenen könnten ein von der Stadt zusammen gestellten Ordner etwa mit dem Titel „Willkommen im Leben“ erhalten. Darin wären etwa Informationen zur Babypflege und wichtige Adressen im Stadtgebiet von Kinderärzten bis hin zu Kindergärten gesammelt. Möglich wären mehrsprachige Wegweiser zu Hilfe- und Beratungsstellen, Tagesmüttern, Spielgruppen und Freizeiteinrichtungen. Denkbar wären auch Gutscheine für einen Schwimmbadbesuch, den Öffentlichen Nahverkehr und die Anträge auf Eltern- oder Kindergeld. Wie genau das Baby-Begrüßungspaket in Erkrath aussehen soll, steht noch nicht genau fest. Wenn alles gut geht, wird in Erkrath aber ab dem 1. Juni eine Sozialarbeiterin für diese Aufgabe zur Verfügung stehen. „Wir haben schon einige interessierte interne Bewerber, wenn das Geld im Haushalt freigegeben ist, kann es ab Juni losgehen“, sagt Jugendamtsleiter Uwe Krüger.

Der Besuch der Sozialarbeiter bei den Eltern sei im übrigen freiwillig. „Wir melden uns vorher an, jeder kann absagen, wenn er das nicht möchte“, sagte Krüger. Er legt Wert darauf, dass diese Aufgabe nicht von Mitarbeitern des sozialen Dienstes übernommen wird, die üblicherweise in sozialen Brennpunkten eingesetzt werden.

Mit städtischen „Kontrollbesuchen“ habe diese Aufgabe aber nichts zu tun, so Krüger. Das Jugendamt der Stadt wolle jedoch „hinsehen“.

(RP)
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