Erkrath Herdplatten auf dem Boden

Düsseldorf · Der Iraner Kianossh Rashidi fühlt sich von der Arge unverstanden. Was ihm als Körperbehinderten zugemutet werde, verletze seine Würde. Nach dem Umzug in eine neue Wohnung in der Willbeck fehlt es an Einrichtungsgegenständen. Das bewilligte Geld reiche nicht aus.

In der kleinen Küche der neuen Zweizimmer-Wohnung, die der Iraner Kianossh Rashidi nach Rückkehr aus der Düsseldorfer Uniklinik bezogen hat, ist die Spüle das einzige Möbelstück. Auf dem Boden steht eine verrostete Herdplatte mit zwei Kochstellen — von einem Freund geliehen.

Für den Mann, der siebenmal am Bein operiert wurde und den Unterschenkel mit einer Schiene stützen muss, ist dies unzumutbar. Gestern hatte er einen Termin beim Rechtsanwalt. Er sieht seine Würde verletzt. Das, was die Geschäftsstelle der Arge in Erkrath ihm zumute, sei "Körperverletzung" und diskriminierend.

Die Wohnung in der Willbeck wurde dem Iraner von der Arge vermittelt. Wegen seiner schweren Beinverletzungen konnte er nicht länger in der alten bleiben, die an der Eisenstraße im vierten Stock lag und nicht mit dem Aufzug zu erreichen war. Auch die Düsseldorfer Uniklinik hatte einen Wohnungswechsel angeregt. Es besteht Gefahr, dass der Mann, der an Krücken geht, bald auf den Rollstuhl angewiesen sein würde.

318 Euro bewilligt

Am 5. September beantragte Rashidi Einrichtungsgegenstände: Kühlschrank, Elektroherd, Hängeschränke für die Küche, Unterschränke mit Arbeitsplatte, lichtdurchlässige Gardinen für Wohn- und Schlafzimmer, Bett mit Matratze, Fernseher und Fernsehschrank und vor allem Griffe für die Badewanne, einen Duschvorhang und einen Hocker, damit er im Badezimmer sitzen kann.

Bewilligt wurde ihm schließlich am 1. Oktober eine einmalige Sonderleistung von 318 Euro. Rashidi ist der Auffassung, dass die Anschaffungen von diesem Geld nicht gemacht werden können. Im Rundum-Secodhand-Laden des SKFM koste eine Matratze 50 Euro und ein gebrauchter Kühlschrank 50 bis 80 Euro. Einen Tag später wurde dem Mann ein zinsloses Darlehen über 200 Euro bewilligt. Dieses soll er ab 1. November in Raten von 30 Euro monatlich zurückzahlen.

Rashidi ist ratlos. Er sei Hartz-IV-Empfänger und erhalte monatlich 351 Euro zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Davon müsse er noch 30 Euro für die Miete zahlen, denn für Unterkunft und Heizung würde ME-aktiv nur 381,90 Euro übernehmen. Sollte er dann noch weitere 30 Euro für das Darlehen abtragen, blieben ihm noch 290 Euro.

Beim Versorgungsamt will sich Rashidi einen Schwerbehindertenausweis besorgen. Zwischen 1984 und 2008 habe er 20 Operationen über sich ergehen lassen müssen. Er habe Probleme mit dem Darm. Aus gesundheitlichen Gründen will der Mann, der als Hobbykünstler arbeitet, an Ausstellungen teilgenommen hat und im Internet stolz seine Kunstwerke präsentiert, bei der Arge noch einen Antrag auf Mehrbedarf stellen.

Bis zu seinem 21. Lebensjahr lebte Kianossh Rashidi im Iran, 1983 floh er aus politischen Gründen. Er war Mitglied der kommunistischen Partei, kam nach einem Aufenthalt in Afghanistan nach Moskau, wo er Journalismus, Russisch und Geschichte studierte. Seit 1989 lebt er in Deutschland, seit zwei Jahren in Hochdahl. Hier wohnt seit 2005 auch sein Bruder Aliakbar Rashidi, der alleinerziehender Vater von zwei kleinen Söhnen ist.

"Ich fühle mich in meiner menschlichen Würde verletzt", betont Rashidi noch einmal. Eine verrostete Kochplatte reiche eben nicht aus, wie dies Arge-Mitarbeiter bei einem Kurzbesuch in seiner Wohnung gemeint hätten. Er wolle auch nicht den ganzen Tag bei elektrischem Licht und zugezogenen Vorhängen sitzen. Deshalb würden helle Gardinen gebraucht. Im Badezimmer müsse er die Tür schon offen lassen, weil es dort kein Licht gibt und dunkel ist.

(RP)
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