Mettmann Bauern gegen Landraub

Düsseldorf · Landwirte-Protest gegen landschaftliche Ausgleichsmaßnahmen bei Bauprojekten zu Lasten der Anbaufläche. Immer mehr Höfe gehen unter, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln gerät in Gefahr.

Mettmann/Ratingen/Haan Gegen überzogene landschaftliche Ausgleichsmaßnahmen für den Straßen-, Wohnungs- und Gewerbebau setzen sich Mettmanner Landwirte zur Wehr. Nicht genug, so klagt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft, Martin Dahlmann, dass auf Äckern und Weiden Asphaltbänder und Gebäude gebaut werden. Ein Vielfaches dieser versiegelten Fläche geht für landschaftspflegerische Ausgleichsmaßnahmen verloren.

Aktuelle Bauvorhaben, denen mit hoher Wahrscheinlichkeit in dem ohnehin dichtbesiedelten Kreis Mettmann landwirtschaftliche Fläche zum Opfer fallen wird, sind die Mettmanner Osttangente und die neue Wohnbebauung am Stadtwald der Kreisstadt. Die Stadt Haan baut in Gruiten das neue Gewerbegebiet Champagne auf 38 Hektar Fläche, der Lückenschluss der Autobahn 44 zwischen Ratingen und Velbert zur verkehrlichen Erschließung des niederbergischen Raumes mit Wülfrath nimmt für Straße und Seitenstreifen ebenfalls 30 Hektar in Anspruch. Fläche, so Dahlmann, die für die Produktion von Lebensmitteln und die Existenz der Höfe dringend benötigt wird.

Doch die Landwirte wehren sich nicht gegen die Bauvorhaben selbst. Auch die Landwirte wissen, dass Straßen und Gebäude gebraucht werden, sagt der stellvertretende Vorsitzende Karl Bröcker. Doch wenn im Fall der A 44 zusätzlich über 180 Hektar landwirtschaftliche Fläche für Ausgleichsmaßnahmen in Anspruch genommen wird, fruchtbare Äcker in Wald und Blümchenwiese umgewandelt werden, dann sehen die Mettmanner Bauern den Bogen deutlich überspannt.

35 000 Hektar Acker verloren

Im Kreis Mettmann und den acht umliegenden Großstädten einschließlich des Ruhrgebietes sind in den vergangenen 18 Jahren 35 000 Hektar Äcker und Weiden verloren gegangen, sagt Bröcker. „Wir sind aber auf die Fläche angewiesen“, so der Landwirt. Immerhin müssen in der Region 3,5 Millionen Menschen ernährt werden. Da die Landwirte im Kreis Mettmann und der Region ihre Äcker und Weiden zu 70 Prozent pachten, sie ihnen also gar nicht gehören, haben sie auch kaum eine Chance, ihre Anbauflächen zu verteidigen. Denn sie gehören ihnen nicht.

Bauernvorsitzender Dahlmann wünscht sich, dass die landschaftlichen Ausgleichsmaßnahmen nicht mehr gegen die Landwirte durchgesetzt, sondern mit ihnen und den Umweltverbänden zusammen erdacht und umgesetzt werden. Intelligente Lösungen sind gefragt, so Dahlmann, bei denen nicht nur in Hektar gedacht wird, sondern die landschaftliche Qualität der Flächen berücksichtigt wird.

Der Landraub zu Lasten der Bauern müsse aufhören. Andernfalls wird die Existenz von immer mehr Höhen untergraben und irgendwann die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln in Frage gestellt.

(RP)
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