Wülfrath Forensik: Initiative äußert Bedenken

Wülfrath · Die Diskussion um Wülfrath als Forensik-Standort geht weiter. Eine Bürgerinitiative bringt finanzielle Aspekte ins Spiel. Die Chancen, damit das Land überzeugen zu können, sind aber gering.

 Michael Schuh (l.) und Reiner Birkenkamp von der neu gegründeten Wülfrather Bürgerinitiative.

Michael Schuh (l.) und Reiner Birkenkamp von der neu gegründeten Wülfrather Bürgerinitiative.

Foto: RP-Foto Dietrich Janicki

Die neu gegründete Bürgerinitiative "Keine Forensik in der Bergischen Diakonie Aprath" hofft weiter darauf, dass Wülfrath nicht zum Standort einer Klinik für psychisch kranke Straftäter wird. Die Mitglieder wissen jedoch, dass ihr Einfluss gleich Null ist. Uwe Döhnisch-Seidel, Landesbeauftragter für Maßregelvollzug in NRW, hat bei der Infoveranstaltung der Stadt Wülfrath erklärt: "Unser Kriterienkatalog muss uns in die Lage versetzen, einen Standort gegebenenfalls gegen den Willen einer Kommune durchzusetzen."

Heißt: Wenn das Land entscheidet, ist jeder Protest zwecklos. Reiner Birkenkamp, Mitglied der Bürgerinitiative, sieht das realistisch: "Wir haben nur die Möglichkeit, Leute und Land darüber zu informieren, was unsere Bedenken sind." Mitstreiter Michael Schuh glaubt, dass allein die Tatsache, dass sich die Bürgerinitiative präsentiert, ein wichtiges Zeichen sei. "Dass eine Forensik im Gerichtsbezirk gebaut wird, ist unvermeidlich. Aber die Frage ist, welcher Standort gewählt wird. Und da ist definitiv noch nicht alles geklärt." Die Bürgerinitiative ist als Sprachrohr für Wülfrath entstanden aus den Bürgerinitiativen gegen die Forensik in Velbert und Wuppertal. Birkenkamp betont, dass es nicht nur um die eigenen Interessen gehe — die aber, so gibt er klar zu, auch eine wichtige Rolle spielen.

"Unserer Meinung nach ist es ein wirkliches Problem, dass die benachteiligten Kinder, die in der Diakonie Aprath untergebracht sind, woanders vernünftig untergebracht werden." Birkenkamp sagt: Wir möchten nicht die Kinder vorschieben. Aber es ist nun mal so, dass sie kein Sprachrohr haben." Nach Ansicht der Bürgerinitiative habe die Bergische Diakonie ihr Gelände aus rein finanziellen Interessen als neuen Forensik-Standort angeboten. Die Wülfrather verweisen darauf, zu prüfen, inwiefern Oberdüssel als Standort tatsächlich besser geeignet wäre als andere Städte.

Unter anderem führen sie an, dass die "im letzten Jahr mit Landesmitteln finanzierte neu errichtete Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie wieder umgebaut" werden müsste. "Wenn benachteiligte Kinder für eine Forensik vertrieben werden, dann hat das nichts mit einem besseren Standort zu tun", meint Birkenkamp. Die Bürgerinitiative ist zu erreichen per E-Mail unter wuelfrath-bi@web.de.

Unklar ist weiter, wann die Standort-Frage endgültig geklärt wird. Die Stadt Wülfrath rechnet nicht mit "einer ganz so schnellen" Entscheidung des Landes NRW, sagt Stadt-Sprecherin Franca Calvano. Das Land befinde sich noch im Prüfungsprozess.

(RP/rl)
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